Außenseiter im DFB-Pokal:Im Samba-Express zum Pokalspiel

In Baumberg fährt ein Sonderzug zum Stadion, die TSG Neustrelitz hat einen Popstar als Trainer und beim Spiel der SG Aumund-Vegesack gegen Hoffenheim ist der Dorfverein Favorit. In der ersten Runde des DFB-Pokals hoffen die kleinen Klubs auf eine Überraschung - und warten mit kreativen Ideen auf. Eine Vorschau in Bildern.

Von Andreas Glas

Außenseiter im DFB-Pokal

BSV Schwarz-Weiß Rehden - FC Bayern München

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

In Baumberg fährt ein Sonderzug zum Stadion, die TSG Neustrelitz hat einen Popstar als Trainer und beim Spiel der SG Aumund-Vegesack gegen Hoffenheim ist der Dorfverein Favorit. In der ersten Runde des DFB-Pokals hoffen die kleinen Klubs auf eine Überraschung - und warten mit kreativen Ideen auf. Eine Vorschau in Bildern. Von Andreas Glas BSV Schwarz-Weiß Rehden - FC Bayern München: Der FC Bayern samt Pep Guardiola (Foto) kommt und Matthias Giese erwartet einen Riesenansturm. In seiner Garage jedenfalls, wo der Vorstand des BSV Schwarz-Weiß Rehden die eigens angefertigten Pokal-Schals verkauft. Rund um den Rehdener Sportplatz wird es dagegen leer bleiben - für das große Spiel zieht der BSV in die Fußballarena im 70 Kilometer entfernten Osnabrück um. Im Gepäck hat der Bezirksligist jede Menge Selbstvertrauen: In der Saisonvorbereitung holte der BSV das Double aus dem renommierten McDonalds-Cup und dem BTR-Logistik-Cup, der in Rehden mindestens genauso bekannt ist. Ebenfalls in Osnabrück dabei: Das neue Maskottchen Rehdinho, ein 2,50 Meter großer Kranich. Zum Vergleich: Bayern-Maskottchen Berni ist gerade mal um die zwei Meter groß. Richtig so! Man muss sich ja nicht kleiner machen als man ist.

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SG Aumund-Vegesack - TSG Hoffenheim

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(Foto: dpa)

SG Aumund-Vegesack - TSG Hoffenheim: Beim Spiel SG Aumund-Vegesack gegen TSG Hoffenheim (Foto: Fabian Johnson und Kevin Volland) ist der Dorfverein Favorit. Denn Vegesack ist ja gar kein Dorf, sondern ein Stadtteil von Bremen. Im Gegensatz zu Hoffenheim, das bekanntermaßen nur gut 3000 Einwohner hat. Fernseh-Moderator Jan Böhmermann, früher aktiv im Verein, hätte sich einen leichteren Pokalgegner für seinen Heimatklub gewünscht und hadert mit dem Schicksal: "Der Fußballgott hat wohl einen Tag Urlaub in Cala Ratjada gemacht, ist besoffen zurück in den Fußballhimmel und hat dann mit Kopfschmerzen die DFB-Lostrommel gedreht", sagte er. Ob das wahr ist mit dem Fußballgott und Cala Ratjada? Eher nicht. Was aber stimmt: Die Vegesacker Spieler befanden sich während der Auslosung auf dem Rückflug von besagter Partymeile auf Mallorca - und ihre ersten Reaktionen ("Machbar", "Hauen wir weg") erweckten den Eindruck von Siegesgewissheit. Vielleicht war es aber auch der Restalkohol.

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SV Lippstadt - Bayer Leverkusen

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(Foto: imago)

SV Lippstadt - Bayer Leverkusen: Eine idyllische Begegnung verspricht das Spiel zwischen dem SV Lippstadt und Bayer Leverkusen zu werden. Es findet nämlich im Waldschlösschen statt, so heißt das Stadion des Regionalliga-Aufsteigers (im Bild eine Szene aus dem Testspiel gegen den FC Bayern im Juli 2008 mit dem damaligen Abwehrspieler Breno). Es gäbe keine würdigere Kulisse für das Aufeinandertreffen zweier Könige, genauer: Torschützenkönige. Na gut, die Oberliga Westfalen ist nicht die Bundesliga, dafür hat Lippstadts Viktor Maier aber in der Saison 2012/13 mehr Tore (31) geschossen als Erstliga-Torjäger Stefan Kießling (25 Tore, im Bild). Trotzdem spricht alles für einen Sieg der Leverkusener und viele Kießling-Tore. Erstens, weil der SV Lippstadt am vergangenen Wochenende selbst gegen Leverkusens Amateure nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus kam. Und zweites: Lippstadts Torwart Christopher Sander, genannt "die Katze", ist glühender Fan und Mitglied bei Bayer Leverkusen.

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TSG Neustrelitz - SC Freiburg

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(Foto: imago sportfotodienst)

TSG Neustrelitz - SC Freiburg: Neustrelitz liegt mitten in der Mecklenburgischen Seenplatte und der Trainer des örtlichen Fußballvereins heißt Thomas Brdaric (im Bild). Ein Name, den man irgendwo schon mal gehört hat. War das nicht dieser...? Genau! Dieser Popmusiker, der Mitte der Nuller-Jahre das Lied "Die wilde 13" gesungen hat. Darin machte sich Brdaric über einige seiner Fußballerkollegen lustig - und wurde prompt von Ralf Rangnick, seinem damaligen Trainer bei Hannover 96, dazu verdonnert, "die CD aus dem Verkehr zu ziehen." Wäre Rangnick nicht gewesen, "Die wilde 13" wäre ganz, ganz bestimmt ein großer Hit geworden. So blieb Brdaric ein One-Hit-Wonder, ein überaus erfolgloses und deswegen wenig wundersames noch dazu. In der Nationalmannschaft dagegen brachte es Brdaric auf erstaunliche acht Einsätze und auch als Trainer der TSG Neustrelitz rechnet er sich im Pokalspiel gegen den SC Freiburg Siegchancen aus: "Freiburg steckt zu Beginn dieser Saison im Umbruch, sie werden noch nicht eingespielt sein. Hoffentlich können wir das ausnutzen."

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Neckarsulmer Sport-Union - 1. FC Kaiserslautern

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(Foto: imago sportfotodienst)

Neckarsulmer Sport-Union - 1. FC Kaiserslautern: Musikalisch geht es auch in Neckarsulm zu. Der Rapper Thomas Brock - in der schwäbischen Kleinstadt besser bekannt als Brockmaster B. - hat der Neckarsulmer Sport-Union (NSU) einen DFB-Pokal-Rap gewidmet. Der Anlass ist das Pokalspiel am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern und der Titel "Blaues Wunder" hat natürlich mit den Vereinsfarben und der Hoffnung des Neckarsulmer Verbandsligisten auf einen Überraschungserfolg zu tun. Der Song zum Spiel hat System bei der NSU. Bereits vergangene Saison hatte Brockmaster B. im Württemberg-Pokal jeweils ein Lied für Halbfinale und Finale (das Foto zeigt die Siegesfeier) gedichtet - und prompt qualifizierten sich die Neckarsulmer für den DFB-Pokal. Die Videos zu den beiden Rap-Songs haben laut NSU-Vereinshomepage "inzwischen Kultstatus erreicht und wurden rund 100.000 Mal auf Youtube angeklickt." Respekt! Das sind Zahlen, von denen Thomas Brdaric nur träumen konnte.

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VfR Neumünster - Hertha BSC Berlin

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(Foto: imago sportfotodienst)

VfR Neumünster - Hertha BSC Berlin: Nein, die Sitze in der Brümmi-Arena sind nicht mit Lotusseide bezogen. Sie haben auch keine Sitzheizung und erst recht keine Massagefunktion. Es sind stinknormale Sitzschalen. Und das ist das Problem, jedenfalls für die Fans der Berliner Hertha, die am Sonntag zum Spiel bei Schleswig-Holstein-Pokalsieger VfR Neumünster (Foto) in die Brümmi-Arena kommen, die eigentlich ein stinknormaler Sportplatz ist. Der Grund für den Ärger der Berliner: Eine Sitzplatzkarte kostet stolze 55 Euro, eine Stehplatzkarte immerhin 18 Euro - und damit mehr als in den meisten Bundesliga-Stadien. Dafür dürfen die Hertha-Fans aber viele Tore ihrer Mannschaft erwarten, es geht ja immerhin gegen einen Regionalligisten. Letztlich wird also das Spiel zeigen, ob es das Eintrittsgeld wert war.

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TSV 1860 Rosenheim - VfR Aalen

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(Foto: imago sportfotodienst)

TSV 1860 Rosenheim - VfR Aalen: In Rosenheim kostet ein Stehplatz-Ticket nur 15 Euro. Dabei würden ein paar Euro mehr der Vereinskasse gut tun. Dort klafft nämlich ein Loch, ein ziemlich großes sogar. So groß, dass das Geld nicht mal für einen anständigen Trainingsplatz reicht. Stattdessen müssen die Spieler des TSV 1860 Rosenheim von Dorfplatz zu Dorfplatz tingeln, um annähernd auf Regionalliga-Niveau trainieren zu können. Vor der Saison haben die Spieler sogar mit Boykott gedroht, falls Stadt und Verein nicht bald in bessere Trainingsbedingungen investieren. So ein Pokalspiel, könnte man also denken, wäre eine gute Gelegenheit, um dafür ein bisschen Geld zu sammeln. Allerdings hängt die Höhe der zusätzlichen Ticket-Einnahmen immer von der Attraktivität des Gegners ab. Und da hätte es, mit Verlaub, bessere Lose gegeben als den VfR Aalen. Immerhin bietet das Los den Rosenheimern eine vergleichsweise realistische Chance, in die zweite Runde einzuziehen. (im Bild: Rosenheims Trainer Dirk Teschke)

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SF Baumberg - FC Ingolstadt 04

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(Foto: imago sportfotodienst)

SF Baumberg - FC Ingolstadt 04: Apropos attraktiver Gegner: Auch bei Niederrhein-Pokalsieger SF Baumberg (Foto) hätte man sich wohl über viele andere Lose mehr gefreut. Aber gut, es ist dann eben der Zweitligist FC Ingolstadt geworden. Um trotzdem jede Menge Zuschauer ins Stadion zu locken, hat der Verein eine große Vermarktungsoffensive gestartet: Karten gibt es bei der Futterkrippe, der Bäckerei Pass, der Bäckerei Busch, im Autohaus Neumann, an der Tankstelle Brinkschulte und bei Lotto Ernst Butzmühlen. Und auf der Homepage kündigt der Verein ein ganz spezielles Erlebnis an: "Als besonderes Highlight bieten wir den Transfer mit dem Sambaexpress der Bahnen der Stadt Monheim an."

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