Augsburg - Gladbach 1:0:Kleine Gemeinheiten

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Die Niederlage der Borussia gegen den von Interimstrainer Manuel Baum angeführten FCA erhöht den Druck auf Gladbach-Trainer André Schubert. Der Coach ahnt wohl schon, was jetzt kommen könnte.

Von Maik Rosner, Augsburg

Wie aufgewühlt Max Eberl nach der 0:1-Niederlage beim FC Augsburg war, gab seine Reaktion zu erkennen, als die Rede auf Martin Hinteregger kam. Die öffentliche Meinung habe den Innenverteidiger in der vergangenen Rückrunde als "Flop" deklariert, erinnerte sich Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor. Nun, so folgerte er nach Hintereggers erstem Bundesligator mit Unterstützung des Innenpfostens (75.) bissig, werde der vom FC Augsburg verpflichtete Österreicher gewiss mit dem Etikett "Top" versehen. Eberls Mundwinkel zuckten schnippisch. Die kleinen Gemeinheiten, die manchmal in den Pointen der Branchen stecken, waren für ihn schwer zu verkraften.

In seinen zehn Ligaeinsätzen für die Borussia hatte Hinteregger die Aufmerksamkeit vor allem mit Slapstick-Einlagen auf sich gelenkt. Zwei Eigentore waren ihm unterlaufen. Inzwischen hat sich der Augsburger Rekordeinkauf bei seinem neuen Klub als Abwehrchef etabliert, und dass er beim Einstand seines Interimstrainers Manuel Baum erstmals auf der richtigen Seite traf, fügte sich ins Bild der unglücklich verlaufenen Gladbacher Dienstreise.

Erst kürzlich hat Manager Eberl Schuberts Vertrag verlängert

Hinzu gekommen war der Außenband- und Kapselriss in Christoph Kramers Sprunggelenk, wodurch der Nationalspieler für Wochen in den Krankenstand versetzt wurde. Und vor allem - und das verdarb Eberl besonders die Laune - stand die sechste Niederlage im siebten Auswärtsspiel dieser Bundesligasaison zu Buche. Ein einziges Unentschieden in der Ferne kann die Borussia erst vorweisen, im gesamten Jahr 2016 gar nur einen Sieg aus 18 Versuchen. "Es ist beschissen, was wir auswärts spielen. Wir sind genauso angepisst wie die Fans", sagte Eberl. Beim Bemühen, die Contenance zu wahren, spielte seine Zunge nun endgültig nicht mehr mit, nachdem der eigene Anhang die Spieler zum Abschied mit Pfiffen eingedeckt hatte und Schubert-raus-Rufe zu vernehmen waren.

André Schubert ahnt wohl, was das für seine Zukunft bedeuten könnte. "Manchmal ist das Leben bitter und der Fußball hart", sagte der Trainer, weil seine Mannschaft überlegen agiert und aus dem Spiel keine Chancen zugelassen hatte, nach einer Ecke durch den Sekundenschlaf von Tobias Strobl aber das Kopfballtor des ehemaligen Angestellten hinnehmen musste. Es gehe nun darum, wenigstens einigermaßen in den Winter zu kommen, gab Eberl vorm abschließenden Heimspiel gegen Wolfsburg am Dienstag in Auftrag.

Doch selbst bei einem Sieg richtet sich Eberl auf eher unfrohe Weihnachten ein. Dem Überwintern im Pokal und in der Europa League steht ja die maue Zwischenbilanz in der Liga gegenüber. Der Ertrag von 16 Punkten und Tabellenplatz 13 erinnert fast schon an die Abstiegssaison vor zehn Jahren, zumal der Trend keine rasche Besserung verspricht. Damit rückt auch Eberls Entscheidung, Schubert mit einem Vertrag bis 2019 auszustatten, in den Fokus. Bei der öffentlichen Meinung zeichnet sich in dieser Causa mittlerweile ein ähnlicher Tenor ab wie einst bei Hinteregger. So gesehen hatte dessen Pointe beinahe auch etwas Gutes für Schubert - und sogar für Eberl. Vor allem dürfte er sich in einer Zwickmühle fühlen vor der angekündigten Bestandsaufnahme nach dem nun folgenden Wolfsburg-Spiel.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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