Augsburg:Geschlossene Reihen

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Schöner Luftstand, keine Tore: Der Wolfsburger Josuha Guilavogui (links) und Augsburgs Caiuby im Kopfballduell. (Foto: Matthias Schrader/AP)

Der FC Augsburg erkämpft sich gegen Champions-League-Teilnehmer VfL Wolfsburg ein 0:0 und verlässt dadurch erstmals seit Wochen die direkten Abstiegsränge.

Von Kathrin Steinbichler, Augsburg

Die meisten Trainer der Fußball-Bundesliga reisen nur ungern nach Augsburg. Was nicht an fehlenden Reizen der Fuggerstadt liegt, sondern an ihren Fußballern. Ohne Einsatz und Arbeit geht es nicht gegen den FC Augsburg, der vielleicht nicht oft einen feinsinnigen, aber fast immer einen leidenschaftlichen Fußball zeigt. "Ich erwarte eine Mannschaft, die hoch motiviert ist und die sehr viel Wert auf Zweikämpfe legt", hatte denn auch Dieter Hecking vor diesem FCA gewarnt. Der Trainer des VfL Wolfsburg hatte dabei wohl weniger eine Analyse im Sinn als einen Appell an seine eigene Mannschaft. Denn die Unkonzentriertheiten, die der Champions-League-Teilnehmer in dieser Saison auswärts immer wieder mal zeigt, stören Hecking gewaltig.

Und so musste er nach einem 0:0 am Sonntagabend denn auch konstatieren: "Wir entwickeln in dieser Saison einfach auswärts nicht den Elan wie zu Hause." Mit dem Punkt "kann ich leben", meinte Hecking. "Ich muss ja."

Markus Weinzierl dagegen konnte zufrieden sein. Was für den Tabellendritten aus Wolfsburg an diesem Abend zu wenig war, war den abstiegsbedrohten Augsburgern gerade recht. "Es war klar, dass es nur in kleinen Schritten geht. Und das heute war einer", stellte Augsburgs Trainer zufrieden fest. Der Punktevorrat ist nicht gerade groß bei den Schwaben. Der eine Zähler, der nun dazugekommen ist, entfaltete denn auch unmittelbar eine Wirkung: Nach Wochen auf einem direkten Abstiegsplatz schob sich der FCA damit dank des Torverhältnis am punktgleichen VfB Stuttgart vorbei und auf den Relegationsplatz.

Schon nach knapp 25 Minuten der Partie hatte Weinzierl von der Seitenlinie aus seine Mannschaft mit Gesten daran erinnert, was er gegen den Champions-League-Teilnehmer von ihr sehen wollte. Mehrmals führte er beide Handflächen nah zueinander, der FCA sollte also wieder enger zusammenrücken und die Abstände kleiner machen, um den Gästen keinen Platz zu geben für ihr Angriffsspiel. Das nämlich hatte zuletzt ganz gut funktioniert.

Zwei Siege und eine Torbilanz von 8:0 hatte der VfL zuletzt in Bremen und Moskau ergattert. Auch in Augsburg kreiselten Bas Dost, Max Kruse, Vieirinha und Max Arnold munter durch die Offensivzentrale, mal ließ sich der eine fallen, mal der andere, um den Ball nach außen zu verteilen. Doch die Wirkungstreffer gegen den Gegner blieben diesmal aus. Dazu ging die FCA-Defensive diesmal zu aufmerksam zu Werke. Vor allem André Schürrle bekam keine rechte Bindung ans Spiel seiner Kollegen. Hier mal ein Querpass, dort mal ein Zweikampf, vor dem Tor aber war kaum etwas zu sehen vom Nationalspieler. Schürrles Aktionen waren - wie meist die seiner Kollegen auch - bemüht, aber auch glanz- und ergebnislos. Genau das hatte der FCA sich erhofft: dass dem Gegner das Spiel schwer fällt.

Nach dem bitteren 2:3 in den Schlussminuten in der Europa League gegen Bilbao wollten die Augsburger diesmal defensiv sicherer und insgesamt kompakter stehen. Über eine halbe Stunde dauerte es denn auch, bis der VfL ein erstes Mal gefährlich wurde, doch FCA-Torhüter Marwin Hitz konnte den Schuss von Max Arnold noch zur Ecke lenken (32.). Der größte Aufschrei aber ging kurz vor der Halbzeit durch das Stadion, als Augsburgs Außenverteidiger Paul Verhaegh plötzlich im Strafraum des VfL auftauchte. Mit wenigen Pässen war der Ball zu Verhaegh gekommen, doch statt den Ball freistehend aus neun Metern im Tor unterzubringen, schoss er n ihn knapp rechts vorbei (43.).

Kurz vor Schluss sieht Dante Gelb-Rot; Wolfsburg-Trainer Hecking ist bedient

Auch in der zweiten Hälfte war es der FCA, der dem Torerfolg am nächsten war. Doch auch Mittelfeldspieler Dominik Kohr brachte den Ball aus wenigen Metern nicht im Tor unter, als er eine Flanke von Philipp Max mit dem Kopf erreichte (61.). Nachdem Wolfsburgs Dante schließlich mit Gelb-Rot vom Platz musste (85.), war der VfL endgültig bedient. Der FCA dagegen feierte den defensiv erkämpften Punkt. "Wir sind auf dem richtigen Weg", meinte Weinzierl, " so kann es weitergehen."

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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