Arjen Robben:Manifest der Nasen

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Der Arjen hat's gemacht: Nach seiner Verletzungspause trifft Arjen Robben gegen Köln zur Führung. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der Niederländer prägt zur Freude von Pep Guardiola sofort wieder den Stil des FC Bayern.

Von Benedikt Warmbrunn

An ihre schönste Nacht der vergangenen Jahre erinnern die Fans des FC Bayern in jedem Spiel aufs Neue, und so erinnern sie sich auch in jedem Spiel aufs Neue an einen prägenden Einzelkünstler. In dem Lied, das die Anhänger dann singen, geht es um eine Nacht in London, das Champions-League-Finale 2013 gegen Borussia Dortmund; es wird geträumt, es wird ein Cup gewonnen, es wird ein Thron erklommen, und in der letzten Liedzeile folgt dann die Erklärung: Der Arjen hat's gemacht.

Seit dieser Nacht wurden Träume geträumt, es wurden Cups gewonnen (aber zumindest der Thron in Europa nicht wieder erklommen), und wesentlich hängt das damit zusammen, dass der FC Bayern immer noch eine Mannschaft mit prägenden Einzelkünstlern ist.

Trainer Pep Guardiola hat die Bundesliga-Partie am Samstag gegen den 1. FC Köln als eine Art Manifest für Eins-gegen-eins-Spieler genutzt, für die Spieler also, die sich aus den Passfolgen des Teams mit einem frechen Sololauf befreien. Verzichtet hatte Guardiola auf seine Passmetronome Xabi Alonso und Thiago Alcántara, er stellte dafür fünf Offensivspieler auf, darunter drei dribbelstarke Angreifer. Auf links begann Douglas Costa, auf rechts Kingsley Coman, eher zentral zunächst Arjen Robben. "Dieses Spiel war, wow, schwer", sagte Guardiola, er meinte die Ausrichtung der Kölner, die mit einer Fünferkette und direkt davor einer Viererkette verteidigten. Damit das Spiel weniger, wow, schwer wurde, sagte der Trainer, "brauchst du die Spieler im Eins-gegen-eins. Ohne Coman, Douglas, Arjen wird es fast unmöglich, gegen Köln zu gewinnen".

"Ich habe das sehr vermisst", sagt Trainer Guardiola

Dass das Spiel schließlich doch eher, wow, leicht aussah und 4:0 (2:0) endete, lag daran, dass Guardiola nach 20 Minuten umstellte; Coman ging nach links, Costa in die Mitte, Robben nach rechts.

Und so war es am Ende doch wieder so: Der Arjen hat's gemacht.

Neun Spiele hatte der 31-Jährige aufgrund einer Adduktorenverletzung verpasst, dass er gegen Köln sofort in der Startelf stand, war auch für ihn selbst "eine kleine Überraschung". In der Enge des Zentrums fiel ihm die Eingewöhnung zunächst schwer, doch als er auf seine Stammposition auf dem rechten Flügel zurückkehrte, gewann er an Elan. Er erzielte das 1:0 (35.), und er wirbelte Nationalverteidiger Jonas Hector ein ums andere Mal durcheinander. "Seine Nase, seine Qualität im Eins-gegen-eins, wir brauchen das", sagte Guardiola, "ich habe das letzte Saison sehr vermisst."

Damals hatte der Trainer in den entscheidenden Spielen erkannt, wie sehr der Erfolg des FC Bayern auch unter ihm noch von Einzelkönnern wie Robben oder Franck Ribéry abhängt; beide fehlten damals verletzt. In dieser Saison hat er den Spielstil der Elf verstärkt auf die Überraschungsmomente im Dribbling ausgerichtet, vor allem durch die Zugänge Coman und Costa. Coman bereitete gegen Köln das 2:0 durch Arturo Vidal mit einem dieser Sololäufe vor (40.), Costa das 3:0 durch Robert Lewandowski mit einem Freistoß (62.); den Endstand erzielte Thomas Müller vom Elfmeterpunkt aus (77.). Guardiola testete Costa in der zweiten Halbzeit zudem zeitweise auf der Position vor der Abwehr, "wir wollten das Dribbling auch dort".

Er hoffe nun, sagte Pep Guardiola noch, dass der weiterhin verletzte Ribéry bald wieder fit sei, das Spiel könne dann eine ganz neue Dynamik gewinnen. "Geh zur Grundlinie! Geh zur Grundlinie! Geh zu Grundlinie!", so stellt sich der Katalane das dann vor.

Noch prägnanter können diese Sehnsucht nur die Fans in einem Lied ausdrücken, es geht in etwa so: "Ribéryribéryribéryribéryribéryribéry!" Und dann immer wieder von vorne.

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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