Alexander Zverev im SZ-Interview:"Viele müssen mich bremsen"

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Alexander Zverev startet ab Sonntag bei den ATP Finals in London. (Foto: dpa)

Alexander Zverev spricht im SZ-Interview über seinen Aufstieg zur Nummer drei der Welt, die Tennis-Familie Zverev - und Irritationen, die er mit einer Davis-Cup-Absage auslöste.

Von Gerald Kleffmann

Es ist 14 Jahre her, dass ein Tennisspieler aus Deutschland zuletzt beim ATP-Finale angetreten ist. 2003 war das, Rainer Schüttler gehörte damals zu den besten acht Tennisprofis der Saison. Ab Sonntag startet bei den ATP World Tour Finals in London erneut ein Profi aus Deutschland: Alexander Zverev, 20. Er gewann in diesem Jahr fünf Turniere, in Montpellier, München, Rom, Washington und Montreal. "Für jeden Spieler, der es zu den Finals schafft, ist es wie eine kleine Ehrung", sagt Zverev im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Samstagausgabe).

2017 hat er sich bis auf Platz drei der Weltrangliste gespielt. "Die Entwicklung hat viel mit den Jahren davor zu tun", sagt er. "Ich habe in den drei Jahren davor jedes Mal Off-Season gemacht, nur trainiert und viel physisch gearbeitet." Von diesen Grundlagen habe er in dieser Saison profitiert.

Davis Cup? "In Australien spiele ich auf jeden Fall"

Zverev stammt aus einer Tennisfamilie. Sein zehn Jahre älterer Bruder Mischa ist ebenfalls Profi. Zverevs Eltern spielten beide Tennis in der damaligen UdSSR, kamen im Jahr 1991 aus Russland nach Deutschland. "Aus politischen Gründen", sagt Zverev. In Deutschland seien sie "bei null neu gestartet. Sie hatten anfangs ein Einzimmerappartement und haben jeden Tag für einen Tennisklub gearbeitet. So begann es. Und jetzt sind wir dort, wo wir sind". Die Geschichte seiner Eltern helfe ihm, "auf dem Boden zu bleiben", sagt Zverev: "Ich bin meinen Eltern unendlich dankbar. Ohne meine Eltern wäre ich nicht der Spieler, der ich bin."

Sein Vater ist auch Zverevs Trainer, Druck habe er aber nie gespürt. Das Gegenteil sei der Fall: "Er muss mich eher bremsen. Viele müssen mich bremsen." Dazu gehöre auch sein Fitnesstrainer. "Ich bin jemand, der nach einer enttäuschenden Niederlage keinen Tag Pause nehmen möchte", sagt Zverev. "Ich fühle mich dann nicht gut. Ich möchte das mit Arbeit verdrängen. Mein Team versteht oft besser als ich, dass mein Körper eine Pause braucht. Auch wenn ich das nicht so gerne höre."

Zuletzt hatte Zverevs Davis-Cup-Verzicht gegen Portugal für Irritationen gesorgt. "Ich kann eben nicht jedes Mal spielen. Meine Saison ist lang", sagt Zverev. Im kommenden Februar will er allerdings - nach den Australian Open - in Australien in den Davis Cup zurückkehren: "In Australien spiele ich auf jeden Fall, egal, ob ich vorher in Melbourne im Finale verliere oder in der dritten Runde."

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