2. Liga:Alleinunterhalter mit Abwehrschwächen

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Der SC Freiburg führt die zweite Liga an - obwohl er so viele Gegentore kassiert wie ein Abstiegskandidat. In der Winterpause sollen Verstärkungen kommen.

Von Christoph Ruf

Ewald Lienen hatte es vermutlich gut gemeint, als er den Gegner in den höchsten Tönen lobte, auch Markus Kauczinski, Ilija Gruev und Thorsten Lieberknecht waren keine bösen Absichten zu unterstellen. Und doch guckten alle drei bei ihren Elogen auf den SC Freiburg in ein Gesicht, das ernst, irritiert, eigentlich sogar ein wenig erbost aussah. Christian Streichs Team hatte schließlich weder gegen St. Pauli, noch gegen den KSC, noch gegen Eintracht Braunschweig gewonnen. Und selbst gegen den Tabellenletzten aus Duisburg war nur ein einziger Punkt drin.

"Alle benutzen immer Worte wie "herausragend", wenn sie von uns reden. Aber man sieht in den letzten Spielen, dass das nicht stimmt", hat Streich dann auch kürzlich auf einer Pressekonferenz geklagt und das mangelhafte Defensivverhalten einer Mannschaft kritisiert, die es auch in Duisburg zuließ, dass ein Spieler, dem man nicht zu nahe tritt, wenn man seine Fähigkeiten als beschränkt beschreibt, im Freiburger Strafraum völlig ungestört zum Abschluss kommt.

18 Gegentore hat die Mannschaft bereits bekommen, nur eines weniger als Fortuna Düsseldorf auf dem drittletzten Tabellenplatz. So viel zur Mängelliste beim SC Freiburg, die sich allerdings mit einem weiteren Blick auf die Tabelle gehörig relativiert. Schließlich liegt der Absteiger nach 14 Spielen auf dem ersten Rang und zählt aus gutem Grund neben RB Leipzig zu den beiden Vereinen, die so gut wie jeder Zweitligatrainer als kommenden Aufsteiger sieht - ob das Streich nun passt oder nicht.

Dass eine Mannschaft, die defensiv so anfällig ist, unterm Strich dennoch so erfolgreich sein kann, sagt natürlich auch einiges über die Qualität der Liga aus, die im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren gesunken zu sein scheint. Für den SC wäre es dann auch wohl ein Leichtes gewesen, die Liga noch deutlicher zu dominieren, wenn man im Kader auf ein paar Variationsmöglichkeiten stoßen würde. 25,8 Millionen Euro nahm man nach dem Abstieg durch Spielerverkäufe ein - nur gut vier Millionen wurden reinvestiert. Mit der Folge, dass im Defensivbereich spätestens dann die Alternativen fehlen, wenn sich ein Stammspieler verletzt; Streich muss deshalb seit Wochen auf Mensur Mujdza als Außenbahnspieler setzen, mit dem er nicht zufrieden ist. Und vorne ist Nils Petersen mit seinen elf Saisontreffern der Alleinunterhalter. Alternativen fehlen komplett.

Gut möglich allerdings, dass der Sportclub im Winter doch noch ein, zwei Defensivspezialisten verpflichtet, zu wünschen wäre ihm, dass er auch im Sturm noch mal nachlegt. Schließlich war es noch nie so leicht aufzusteigen wie in dieser Saison.

© SZ vom 15.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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