1. FC Nürnberg:Preisfragen

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Dem Fußball-Zweitligisten ist es nicht gelungen, Spieler wie erhofft abzugeben. Für die Bleibenden wie Stürmer Jakub Sylvestr gilt es nun, sich Trainer René Weiler anzubieten.

Von Markus Schäflein

Allerlei Transfers hatte der 1. FC Nürnberg noch geplant bis zum 31. August, Weggänge, Zugänge, vielleicht ein schönes Leihgeschäft. Immerhin, der Drei-Millionen-Euro-Wechsel von Niklas Stark zum Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Berlin brachte das dringend benötigte Geld in die Kasse des Zweitligisten, und der ablösefreie Stark-Ersatz Georg Margreitter gab am Wochenende gegen Fortuna Düsseldorf (1:0) einen guten Einstand. Doch sonst änderte sich nichts: Innenverteidiger Ondrej Petrak, die Mittelfeldspieler Robert Koch und Timo Gebhart, Stürmer Jakub Sylvestr - sie alle hätte der Club gerne noch abgegeben und ersetzt, weil Trainer René Weiler nicht unbedingt auf sie baut. Sie alle sind noch da.

"Momentan ist der Kader so, wie er ist", sagt Abteilungsleiter Wolfgang Wolf mit wenig Begeisterung. "Es sei denn, es käme noch mal ein arbeitsloser Spieler zum Probetraining." Doch von einer weiteren Verpflichtung ist laut Wolf nicht auszugehen: "Wir haben kaum Verletzte und werden voraussichtlich bis zur Winterpause mit diesem Kader arbeiten."

"Die Angebote haben uns nicht gefallen", sagt Wolf, insbesondere bezogen auf Sylvestr

Offensichtlich fanden sich keine Vereine, die bereit waren, den grundsätzlich wechselwilligen Spielern ähnlich hohe Bezüge zu überweisen wie der 1. FCN. Und überdurchschnittliche Gehaltsvorstellungen können schon mal auf die Ablöse drücken, jedenfalls waren auch die aufgerufenen Wechselkonditionen laut Wolf nicht passend. "Die Angebote haben uns nicht gefallen", sagt der Abteilungsleiter, insbesondere bezogen auf Sylvestr, der mit seiner Situation unzufrieden ist und deshalb gerne gegangen wäre: "Für das, was geboten wurde, ist er zu wertvoll", meint Wolf. "Jetzt muss er sich eben beim Trainer wieder anbieten und sich hier durchbeißen."

Im Sommer 2014 war Sylvestr als Zweitliga-Torschützenkönig vom FC Erzgebirge Aue nach Nürnberg gekommen. In dieser Saison kam er unter Übungsleiter Weiler nur in den letzten zwölf Minuten beim 3:6 zum Auftakt beim SC Freiburg zum Einsatz. Danach saß er drei Mal auf der Bank, zuletzt gegen Düsseldorf war er nicht einmal mehr im Kader. Womöglich war dies am 30. August ein Versuch, einen Wechsel noch einmal anzuschieben - wenn es so geplant gewesen sein sollte, dann blieb der Plan ohne Erfolg. "Das ist Fußball. Andere im Verein haben schon viel länger nicht gespielt. Ich erst seit einem Monat", sagte Sylvestr der Nürnberger Zeitung. Natürlich sei er "enttäuscht" über die Entwicklung: "Als ehemaliger Torschützenkönig, der in der letzten Saison noch bester Torschütze in Nürnberg war, habe ich nicht erwartet, direkt auf der Tribüne zu landen. Aber es sind nur vier, fünf Spiele. Davon geht die Welt nicht unter."

Auch Wolfs Welt ist angesichts der ausbleibenden Transfers nicht im Untergang begriffen. Vom neuen Innenverteidiger Margreitter, seinem einzigen offiziell eigenverantwortlichen Transfer, ist er angetan, "wir brauchen einen, der da hinten ein bisschen dirigiert". Dazu wird Linksverteidiger Laszlo Sepsi nach langer Verletzung beim Frankenderby in Fürth (Sonntag, 13. September) erstmals in einem Pflichtspiel zur Verfügung stehen. Und im Angriff seien "alle Positionen doppelt besetzt".

Ein Nachfolger für Martin Bader soll bereits deutlich vor dem 30. September vorgestellt werden

Was von der restlichen Hinrunde ohne die erwarteten Veränderungen zu erwarten sei? "Die Mannschaft muss sich jetzt weiter stabilisieren und zusammenwachsen", sagt Wolf, der nach dem angekündigten Rückzug von Sportvorstand Martin Bader die Transfergeschäfte als Hauptverantwortlicher führt.

Allzu lange wird Wolf in dieser zentralen Rolle wohl nicht bleiben. Unlängst hat der neue Finanzvorstand Michael Meeske sein Amt angetreten, der vom FC St. Pauli kam und auch die Bereiche Marketing und Öffentlichkeitsarbeit verantworten wird. Und nun soll auch der Nachfolger Baders bereits deutlich vor dessen offiziellem Abschiedstermin, dem 30. September, vorgestellt werden. Keiner weiß, wie es dann weitergeht mit Wolf und auch mit Trainer Weiler. Nur die Spieler, die bleiben erst einmal.

© SZ vom 04.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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