1. FC Nürnberg:Fan verschießt Elfer

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Kampf-Choreografie: Eine Kopfballtraube unter Mitwirkung des Nürnberger Doppeltorschützen Guido Burgstaller (Zweiter von rechts). (Foto: Jan Huebner/imago)

Der 3:0-Sieg der Clubberer beim Karlsruher SC wird zwar vom Glück begünstigt, aber von Ausschreitungen überschattet.

Von Christoph Ruf

Seit er denken kann, ist Enrico Valentini Fan des 1. FC Nürnberg. Er spielte dort in der Jugend, bis es ihn in Ermangelung einer echten Perspektive bei den Profis über den VfR Aalen zum Karlsruher SC zog. Dort spielt er nun schon im dritten Jahr einen grundsoliden rechten Verteidiger. Dass er es war, der beim Stand von 0:0 einen wichtigen Elfmeter verschoss (54.), war also durchaus pikant. "Es tut mir wahnsinnig leid für die Fans und die Kollegen", sagte der Bruder der Nürnberger Pressesprecherin. "Normalerweise schieße ich Elfer nicht so. Da ist er entweder drin oder er fliegt über die Latte." Dann sagte Valentini einen Satz, den man diesem Nachmittag noch öfter hörte: "Wenn ich den rein mache, gewinnen wir dieses Spiel."

"Jetzt fällt uns auch mal ein Ball vor die Füße", sagt Schwartz

So aber war es der 1. FC Nürnberg, der den dritten Sieg in Folge landete. Sieben Minuten nach dem verschossenen Elfer sprang die Nürnberger Bank erneut jubelnd auf. Denn nun führte der Club, der gerade so glücklich dem Rückstand entronnen war. Nach einem schönen Doppelpass zwischen Kevin Möhwald und Hanno Behrens konnte KSC-Keeper Dirk Orlishausen den Ball nur zur Seite abprallen lassen, und Guido Burgstaller erzielte den Nürnberger Führungstreffer (61.). "Wir hatten in dieser Saison schon viel Pech", sagte Club-Trainer Alois Schwartz. "Jetzt fällt uns auch mal ein Ball vor die Füße." Bis dahin war der KSC nach ausgeglichenem ersten Durchgang besser im Spiel gewesen. Doch nun musste er mitansehen, wie Burgstaller mit seinem zweiten Treffer für die Vorentscheidung sorgte. Einen Volleyschuss von Möhwald lenkte der Österreicher mit der Hacke zum 0:2 ins Tor (67.). Im Wildpark wurde es nun sehr ruhig - umso lauter wirkten die Kanonenschläge, die in der 77. Minute samt Rauchbomben im Gästeblock gezündet wurden und auch deshalb eine sechsminütige Spielunterbrechung zur Folge hatten, weil Karlsruher Ultras über den Zaun kletterten, um sich mit den Nürnberger Kollegen zu prügeln. Dafür dass der Wunsch des Stadionsprechers ("Wir wollen Fußball sehen") irgendwann doch noch Wirklichkeit wurde, sorgten Polizei und Ordner.

Nach dem Spiel verzichtet das Team auf den Dank an die Fans

Das Nürnberger 3:0 fiel dann wie im Training. Tim Matavz schloss ab, nachdem Miso Brecko und Behrens sich erneut seelenruhig durch den Karlsruher Strafraum kombinieren konnten. "Wir waren von Beginn an das bessere Team", fand Schwartz, "der Gegner hatte kaum Tormöglichkeiten." Burgstaller sah das ähnlich. Dass er wie die anderen Spieler darauf verzichtete, sich nach den Zwischenfällen im Gästeblock bei den 2000 mitgereisten Nürnberger Fans für die Unterstützung zu bedanken, begründete er derweil schlüssig: "Wenn so ein Spiel abgebrochen wird, haben wir uns hier umsonst den Arsch aufgerissen."

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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