1. FC Nürnberg:Die Rückkehr des Meerrettich-Barons

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Hanns-Thomas Schamel tritt bei der Aufsichtsratswahl überraschend erneut an - sein Wunsch nach einem Abschied von Martin Bader hat sich erfüllt.

Von Markus Schäflein

Martin Bader ist nicht mehr da, aber wenn sich die Mitglieder des Fußball-Zweitligisten 1. FC Nürnberg am Sonntag in der Frankenhalle zu ihrer Jahreshauptversammlung treffen, wird der Name des früheren Sportvorstands recht häufig fallen. Zum einen haben sich zahlreiche Mitglieder fest vorgenommen, Bader und seinem ehemaligen Vorstandskollegen für die Finanzen, Ralf Woy, die Entlastung zu verweigern. Und zum anderen definieren sich bei der Aufsichtsratswahl - vier Plätze in dem neunköpfigen Gremium sind neu zu besetzen - zahlreiche Kandidaten noch immer über ihr (ehemaliges) Verhältnis zu Bader. Oder werden darüber definiert.

Auch Günther Koch, ein Bader-und-Woy-Kritiker der ersten Stunde, kandidiert wieder

So tritt beispielsweise Hanns-Thomas Schamel erneut an - höchst überraschend, nachdem er zuletzt mehrfach bekundete, kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem Rest des Gremiums zu haben. Er gehörte ihm früher bereits an, trat dann zurück und organisierte bei der vergangenen Versammlung eine Opposition gegen Bader. Die Versammlungsleitung begrüßte damals jeden Kandidaten mit der Frage: "Gehören Sie zur Gruppe Schamel?" Am Ende fiel der Unternehmer aus Baiersdorf, bekannt als "Meerrettich-Baron", bei der Wahl durch. "Ich hoffe, dass es nicht wieder so ein Kesseltreiben wird", sagt er, "das schadet dem Ruf der Kandidaten."

Von einem Kesseltreiben ist diesmal nicht auszugehen. Das zentrale Streitthema hat sich, nachdem die Vorstandsposten mittlerweile mit Andreas Bornemann (Sport) und Michael Meeske (Finanzen) neu besetzt sind, ja erledigt. Die Nürnberger Nachrichten stellten fest, dass die Veranstaltung ohne Bader "einiges an Spannung und Witz einbüßen" dürfte: "Der Abschied kam für Freunde des schrägen Humors eindeutig ein paar Wochen zu früh." Eindeutig zu spät kam er hingegen aus Schamels Sicht. "Es ist eingetreten, was ich vor zwei Jahren gefordert habe", sagt er. Nachdem sein Wunsch in seiner Abwesenheit in Erfüllung ging, kann er darauf verweisen, dass der Club bei einer schnelleren Entscheidung "wertvolle Zeit nicht verloren und viele Millionen gespart hätte".

Der frühere Radioreporter Günther Koch, der auch als Bader-und-Woy-Kritiker der ersten Stunde gilt, tritt ebenfalls erneut an. Im Gegensatz zu Schamel zog er sich nicht zurück, als Bader noch amtierte, sondern profilierte sich als letztlich erfolgreicher Mahner und Querdenker im Aufsichtsrat. Beim vergangenen Kesseltreiben wurde er mittels eines Videos veräppelt, in dem er bei einem Fernsehauftritt einen Schal des FC Bayern trug. Er muss nach vier Jahren Amtszeit, wie auch der moderierende Oberbürgermeister Ulrich Maly, wiedergewählt werden.

Der frühere Nürnberger Profi Marc Oechler, 2011 nicht wiedergewählt, gibt nicht auf

In Christian Ehrenberg steht auch ein Kandidat auf der Liste, dem über lange Zeit unerschütterliche Treue zu Bader attestiert wurde. Ehrenberg absolvierte zuletzt einen Kurz-Studiengang der "Schalke 04 Sportakademie" in Kooperation mit der Universität St. Gallen und hat nun den Titel "CAS Sport Management". Er war schon einmal im Aufsichtsrat tätig, bevor er aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit nahm. Ebenfalls schon einmal in dem Gremium saß der frühere Nürnberger Fußballprofi Marc Oechler, der allerdings 2011 nicht wiedergewählt wurde. Seitdem gibt er nicht auf und stellt sich immer wieder zur Wahl.

Mit Spannung wird auch der Auftritt des Quality Managers Stefan Geppert aus Neustadt erwartet (Ziel: "Beurteilung der Vorgänge mit klarer Analytik und Konsequenz in der Entscheidungsfindung"). Bei der vergangenen Versammlung begeisterte und irritierte Geppert das Publikum mit einer einzigartigen Wutrede. Für Freunde des schrägen Humors sollte also auch ohne Bader noch einiges geboten sein.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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