1. FC Nürnberg:Der Unterschied

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Applaus, Applaus: Angreifer Guido Burgstaller hat in zwölf Spielen elf Treffer für den Club erzielt. (Foto: Zink/imago)

Der Club verzichtet wohl auf eine Ablöse für Guido Burgstaller. Der torgefährliche Angreifer selbst macht auch nicht mehr den Eindruck, dass er Nürnberg verlassen möchte.

Von Markus Schäflein

Beim 1. FC Nürnberg hat keiner mehr einen Beweis benötigt, dass es eine gute Idee wäre, den Stürmer Guido Burgstaller im Winter nicht zu verkaufen. Das hielt den Österreicher beim 2:2 (1:0) gegen die Würzburger Kickers allerdings nicht davon ab, diese These noch einmal zu untermauern. Erst traf Burgstaller mit einer starken Einzelaktion gegen drei Würzburger Abwehrspieler zum Führungstor, dann war er, unter anderem mit einem Lattentreffer (87.), zentraler Teil der fulminanten Nürnberger Schlussoffensive, die noch das 2:2 durch Even Hovland (89.) einbrachte. Auch Trainer Alois Schwartz setzte anschließend alles daran, die Verantwortlichen von einem Verzicht auf die im Winter letztmals mögliche Ablöse für Burgstaller zu bewegen: "Er hat einfach ein gewisses Näschen und macht ab und zu den Unterschied aus."

"Normalerweise macht er danach noch das Zweite", sagt Schwartz

Das Führungstor aus dem Nichts nach einer langweiligen ersten Hälfte war so ein Unterschied. "Und normalerweise macht er danach sogar noch das Zweite", meinte Schwartz. Auch Würzburgs Trainer Hollerbach nannte auf die Frage, welchen Spieler aus dem Nürnberger Kader er sich für seine Mannschaft wünschen würde, den Angreifer. Dabei hat er in Elia Soriano ja auch schon eine Art Burgstaller. Sein abgefälschter Drehschuss zum 1:1 (54.) war sein fünftes Saisontor und das Ergebnis eines kurzen Taktikwechsels in der Pause: "Wir hatten uns vorgenommen, sie zu überraschen und sie 15 Minuten zu überrennen", berichtete Kickers-Kapitän Sebastian Neumann.

Das funktionierte: Zwei Minuten nach dem Ausgleich attackierte Hovland den eingewechselten Valdet Rama, Schiedsrichter Timo Gerach entschied auf Elfmeter, David Pisot verwandelte den Strafstoß. Die geplanten 15 Würzburger Druckminuten waren nach elf Minuten beendet, Rama ging angeschlagen wieder vom Platz.

"Wir haben zehn Minuten geschlafen und das Spiel aus der Hand gegeben", ärgerte sich Burgstaller, "wenn man das ganze Spiel sieht, wäre mehr drin gewesen als nur ein Punkt." Die Aufsteiger aus Würzburg, die weiterhin zwei Punkte vor dem Club in der Tabelle stehen, wussten nicht so recht, was sie von dem Abend halten sollten. "Das 2:2 geht in Ordnung, es war ja nicht irgendein Gegner, es war immer noch der 1. FC Nürnberg", meinte Soriano, während bei Neumann die Ernüchterung überwog: "Wenn du bis zur 89. Minute 2:1 führst, bist du natürlich enttäuscht."

In der Tabelle sind die Kickers auf Rang acht abgerutscht, ihr Abstand auf den Aufstiegs-Relegationsplatz beträgt aber nur drei Punkte. Für die Nürnberger, in den vergangenen sieben Zweitligaspielen ungeschlagen, sind es noch fünf Zähler auf jenen dritten Rang, den sie in der Vorsaison belegten. Es geht eng zu in dieser Spielklasse - und sollte das bis zur Winterpause so bleiben, dürften bei der Frage nach Burgstallers Zukunft die sportlichen Argumente tatsächlich überwiegen.

Zumal Sportvorstand Andreas Bornemann schon erklärt hat, dass aus sportlichen Argumenten schnell finanzielle werden können: "Wenn wir oben dabeibleiben sollten, würde sich das ja auch wirtschaftlich für uns auszahlen", meinte er in den Nürnberger Nachrichten, "zum Beispiel bei der Verteilung der Fernsehgelder oder bei den Zuschauerzahlen." Und Burgstaller selbst macht - im Gegensatz zum Sommer, als er einen Abschied nach Freiburg forcieren wollte, den Nürnberger Verantwortlichen die gebotene Ablöse allerdings viel zu gering war - derzeit ganz und gar nicht den Eindruck, dass er den Club verlassen möchte.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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