2. Bundesliga:Der Aufstiegs-Experte auf Platz eins

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Hoch die Tassen: Die Düsseldorfer Fußballer beglückten Trainer Friedhelm Funkel gegen Union Berlin mit dem Siegtor in der Nachspielzeit. (Foto: Roland Weihrauch/dpa)

Das 3:2 gegen Union Berlin nährt die Hoffnung der Düsseldorfer Anhänger, mit Trainer Funkel wieder Großes erreichen zu können.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Der größte Chor der Stadt singt schon wieder "Tage wie diese". Mit der Hymne ihrer "Toten Hosen" verbinden die Fans von Fortuna Düsseldorf den Aufstieg in die Bundesliga 2012, und so euphorisch wie am Sonntag hat das Lied lange nicht mehr geklungen. Etwa 25 000 Fortuna-Sympathisanten haben das 3:2 (1:0) gegen Union Berlin besungen, das ihnen umso schöner erschien, da Takashi Usami und Florian Neuhaus den Sieg mit Treffern in der 84. Minute und in der Nachspielzeit spät und dramatisch erwirkten. "Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir in dieser Saison die Qualität und Power bis zum Schluss haben", sagte Innenverteidiger André Hoffmann. Natürlich interpretiert das stets etwas zu überschwängliche Düsseldorf diesen Satz als Aufstiegsprognose.

Ein furioses Spiel: Über 1:0 und 1:2 zum Siegtor in Minute 91

Man kann die Prognose in der zweiten Liga auch ganz einfach an den Bundesliga-Rekordaufsteigern festmachen: Dann heißen die Favoriten Nürnberg und Bielefeld (je sieben Aufstiege), Bochum (sechs) - und Friedhelm Funkel (fünf). Rechnet man seinen Bundesliga-Aufstieg mit Bayer Uerdingen 1975 als Spieler dazu, dann ist der 63 Jahre alte Fortuna-Trainer sogar schon sechs Mal in die höchste Liga aufgestiegen. Als Trainer gelang ihm das zwei Mal mit Uerdingen (1992, 1994) sowie je ein Mal mit Duisburg (1996), Köln (2003) und Frankfurt (2005). Funkel ist Experte, seine Referenzen sind erdrückend.

In Düsseldorf setzen sie große Hoffnungen in diese Statistik. Die Fortuna ist 2013 aus der Bundesliga abgestiegen, Funkel ist seit März 2016 Trainer. Zwei Mal ist ihm der Aufstieg bereits nicht gelungen. 2016 wurde die Mannschaft Vierzehnter, 2017 Elfter. Geht die Verbesserung in diesem Rhythmus weiter, dann stiege Düsseldorf erst 2020 in die Bundesliga auf. Am Rhein haben sie die Hoffnung, dass es früher passiert.

Denn am Sonntag haben die Düsseldorfer ihr Spitzenspiel unnötig nur so knapp gewonnen. Schon in der ersten Tempofußball-Halbzeit hätten sie sicherstellen müssen, dass Berlin nicht mehr ins Spiel kommt. Nach der Pause aber verspielten die Gastgeber ihre 1:0-Führung durch Marcel Sobottka (17.). Damir Kreilach (68.) und ein Eigentor von Kaan Ayhan (78.) brachten Union 2:1 in Front. "Beeindruckend", fand Funkel, "wie wir dann zurückgekommen sind." Die Sehnsucht in Düsseldorf ist nun groß, in absehbarer Zeit endlich mal wieder die erste Liga präsentieren zu können. Nach vier mediokren Spielzeiten in dem meist halbleeren Riesenstadion am Rhein wurde die Fortuna im Sommer interessant verstärkt. Sechs Zugänge standen gegen Union in der Startelf, wobei Torwart Raphael Wolf (aus Bremen) allerdings nur deshalb dazugehörte, weil Stammkeeper Michael Rensing eine Rippe gebrochen war. Schnell etabliert haben sich die Abwehrspieler Jean Zimmer (VfB Stuttgart) und Niko Gießelmann (Fürth), der Mittelfeldmann Florian Neuhaus (zuletzt 1860 München, Leihgabe aus Mönchengladbach) sowie die Flügelstürmer Benito Raman (Standard Lüttich) und Davor Lovren (Dinamo Zagreb). Keinen Schock löste offenbar der kurzfristig fixierte, aber mit fast fünf Millionen Euro honorierte Transfer des Stürmers Ihlas Bebou zu Hannover 96 aus. An Torschützen mangelt es Fortuna weiterhin nicht: Sobottka und Neuhaus, die beiden offensiven Mittelfeldspieler, haben schon je drei Mal getroffen, Stürmer Rouwen Hennings steuerte zwei Treffer bei. Bei Union hingegen lassen sie sich von der Niederlage nicht entmutigen. Nach zwei Auftaktsiegen waren sie damit konfrontiert, drei Mal gegen den jeweils aktuellen Tabellenführer antreten zu müssen. Am dritten und vierten Spieltag in Nürnberg und gegen Bielefeld gab es jeweils Unentschieden, nun eine Niederlage: "Das tut weh", gestand Trainer Jens Keller. Aber Keller und Kollege Funkel verwiesen unisono darauf, wie strapaziös diese Saison werden wird. Hymnen sind so früh eben nur etwas für die Fans.

© SZ vom 11.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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