Zu viele Dickhäuter:Südafrika macht Jagd auf Elefanten

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Die Regierung will die Zahl der gefräßigen Riesen im Krüger-Nationalpark dezimieren - und Elefanten zum Abschuss freigeben.

Südafrika will im Krüger-Nationalpark künftig wieder Elefanten gezielt töten, weil deren Zahl überhand genommen hat. Umweltminister Marthinus van Schalkwyk verkündete, die geplante Maßnahme sei nur ein Teil des von der Regierung gebilligten Management-Plans.

Südafrika
:An der Südspitze

Weite Savannen, wilde Tiere, pulsierende Großstädte - das Land an der Südspitze des afrikanischen Kontinents zeigt die verschiedensten Facetten.

Der Entwurf, der noch bis zum 4. Mai öffentlich erörtert werden soll, führe "nicht sofort zum totalen Elefanten-Abschlachten". Er sehe auch Geburtenkontrolle, Umsiedlung, die Ausweisung von Schutzzonen für andere Spezies und größere Parks vor.

Tierschutzverbände reagierten positiv auf die Ankündigung. Der World Wide Fund for Nature (WWF) erkannte die "Seelennöte und enormen Schwierigkeiten der südafrikanischen Regierung" bei der Suche nach gangbaren Wegen an. Der Entwurf biete ein guten Rahmen fürs Management der Elefanten in dem Kap-Staat, deren Zahl sich ohne Kontrolle bis 2020 verdoppeln könnte.

Der Entwurf wurde nötig, weil die jährlich um bis zu sieben Prozent wachsenden Elefantenherden die biologische Vielfalt bedrohten und sowohl Pflanzen als auch andere Tiere im Krüger-Nationalpark bedrohten. Auch in anderen Ländern des südlichen Afrika steigt die Zahl der Dickhäuter.

Die grauen und überaus intelligenten Riesen mit ihrem ausgeprägten Familienleben sind mehr als jedes andere Tier zum Wahrzeichen Afrikas geworden. Der ohne natürliche Feinde lebende Elefant ist aber auch das einzige Tier, das sein Lebensumfeld bei einer Überzahl zerstört.

Busch verwandelt sich dann in Grasland, Grasland versteppt.

Das auch als "Culling" bezeichnete gezielte Abschießen der grauen Riesen im Krüger-Nationalpark war nach weltweiten Protesten 1994 gestoppt worden. Damals gab es dort 8000 Elefanten, heute wird ihre Zahl auf 14.000 geschätzt. Rund 6000 weitere leben in anderen südafrikanischen Reservaten.

"Obwohl Culling als Methode zur Bestandskontrolle nicht ausgeschlossen wird, sind wir begeistert, dass der Minister die Hilfe der wissenschaftlichen Gemeinschaft gesucht hat, um zu seiner Entscheidung zu kommen", erklärte Jason Bell-Leask vom Internationalen Naturschutzbund IUCN.

Der Kap-Staat hatte die Veröffentlichung des Entwurfs immer wieder verschoben und angesichts öffentlicher Kritik versucht, internationales Aufsehen zu vermeiden. Radikale Tierschützer hatten bereits mit einem Tourismus-Boykott für den Fall gedroht, dass Südafrika das massenweise Abschlachten der grauen Riesen wieder aufnimmt.

Seit 2003 hatte die Regierung daher wiederholt in Experten-Konferenzen nach Alternativen gesucht, viele aber als zu aufwendig verworfen.

Der jetzige Plan könnte auch die Debatte um den Elfenbeinhandel anheizen. Südafrika hatte 2003 auf Grund überquellender Lager vom Ständigen Ausschuss des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) eine Ausnahmegenehmigung zum Verkauf von 30 Tonnen Elfenbein erhalten.

Im Juni wird bei einer Konferenz in Den Haag über Anträge mehrerer afrikanischer Staaten abgestimmt, die eine Lockerung der Bedingungen für den Verkauf von Elfenbein durchsetzen möchten.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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