Zu Fuß durch Afrika:Ein Geist in Ketten

Ein Wanderer auf dem Weg von Kapstadt nach Paris trifft bei den Einheimischen vor allem auf eines: Unverständnis. Einmal musste Guillaume Combot gar beweisen, dass er kein Geist ist.

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(Foto: Guillaume Combot und Enora Nedelec laufen durch Afrika. AFP)

Achtzehn Monate quer durch Afrika, zu Fuß, ohne Navigationsgerät - Regenwald, Hitze, Staub, entlegene Dörfer. Der Franzose Guillaume Combot und seine Freundin Enora Nedelec haben dieses Wagnis auf sich genommen. Im Februar vergangenen Jahres gingen sie am südafrikanischen Kap los, jetzt haben sie die sudanesische Hauptstadt Khartum erreicht. Gegenden haben sie dabei durchquert, in denen zuvor wohl noch nie ein Weißer gesichtet wurde.

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"In einem Dorf haben mich die Leute aufgefordert, etwas zu essen und damit zu beweisen, dass ich kein Geist bin", erinnert sich Guillaume. Und der Marsch, der von Kapstadt bis Paris gehen soll, ist noch lange nicht zu Ende. Anders als andere Weltreisende, die im Geländewagen oder Motorrad quer durch Afrika unterwegs waren, wollten der 31-jährige Combot und seine zehn Jahre jüngere Freundin den Kontinent langsamer und zu Fuß erkunden. "Am Anfang war es für uns ein Abenteuer, dann haben wir versucht, die merkwürdige Haltung der Afrikaner uns gegenüber zu verstehen", berichtet Combot in Khartum.

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Etwas müde fügt er hinzu: "Uns wurde immer die Frage gestellt: Warum verhaltet ihr euch wie arme Leute, warum gebt ihr vor zu leiden?" Für ihren Mammutmarsch haben die beiden ein extrem dürftiges Budget zur Verfügung: 1,50 Euro am Tag. Combot, ein einstiger Fallschirmspringer, war zusammen mit seiner Freundin im Februar 2009 von Frankreich aus nach Kapstadt aufgebrochen. 3000 Euro hatten sie insgesamt im Gepäck. Jeden Tag liefen sie los, ohne zu wissen, wann sie das nächste Mal essen oder schlafen würden. Rucksäcke haben sie dabei, die höchstens acht Kilogramm schwer sind; oft schliefen die beiden auf Matten unter offenem Himmel.

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"Wir wollten jeden Kilometer mit Emotionen anfüllen. Zu Fuß ist das möglich - wenn man schneller reist, ist es sehr viel schwieriger", erzählt Nedelec, die ihre Hebammen-Ausbildung für den Marsch unterbrach. Die junge Frau wird nicht ganz so weit laufen wie ihr Freund: Sie will nur bis Jerusalem mitkommen, während Combot bis nach Paris weitergehen will. Drei Jahre hat er insgesamt für seine Reise eingerechnet. Schon den gefährlichen Süden des Sudan durchwanderte der einstige Psychologiestudent Combot alleine, ohne seine Partnerin. Die seit Jahrzehnten von Bürgerkriegen und Stammesauseinandersetzungen erschütterte Region in Zentralafrika ist alles andere als eine empfohlene Reisegegend.

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Combot erinnert sich: "An einem Tag wurde ich 14 Mal kontrolliert, aber meist waren es ungefähr zehn Mal... Jedes Mal wurde ich gefragt 'Warum laufen Sie?'" Einheimische befragten ihn auch, was denn ein "Tourist" sei und ob er für eine internationale Organisation arbeite. Am Ufer des Kiir-Flusses banden Polizisten ihn an einen Baum fest.

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"Sie legten eine Kette um meine Knöchel, und der Polizeichef fragte: Wollen Sie Cola oder Sprite?" Von Khartum aus wollen die beiden Wanderer nun die arabischen Regionen Afrikas durchqueren und dann bis nach Israel vorstoßen. "Die erste Phase bestand darin, zu versuchen, Afrika zu verstehen. Die zweite Phase war umfassender: zu versuchen, die Menschheit zu verstehen", erzählt Combot, der einst Mönch in Kanada werden wollte.

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"Ich habe es nicht eilig, zurückzukommen", sagt er. "Ich weiß auch nicht, was ich tun werde, wenn ich wieder zuhause bin." Und trotz aller Strapazen des Fußmarsches versichert er: "Ich wünschte, es würde zehn Jahre lang so weitergehen."

© AFP, Guillaume Lavallee - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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