Im Schein der Kerzen, umhüllt von Weihrauchschwaden, ... Mitglieder der Bruderschaft "El Prendiminto" in Cordoba
... schreiten verhüllte Büßer mit hohen, spitzen Kapuzen zu getragener Marschmusik durch die Nacht.
Lebensgroße Heiligenstatuen scheinen über der Menge zu schweben, ...
... in Wahrheit werden sie von Dutzenden Gläubigen auf den Schultern getragen. Das Ritual der Osterprozessionen wird in Spanien jedes Jahr in der Semana Santa, der Karwoche, feierlich begangen.
Organisiert werden die Bußprozessionen von Laienbruderschaften (cofradías), deren Ursprünge bis weit ins Mittelalter zurückreichen. Waren in ihnen früher bestimmte Berufsgruppen zusammengeschlossen, vertreten sie heute die Viertel der jeweiligen Stadt.
Zuschauerinnen der Prozession pflegen Trauer zu tragen, mit einer Spitzen-Mantilla über dem Kopf zum schwarzen Kleid.
Erst in den vergangenen Jahren ließen einige der katholischen Laienvereinigungen Frauen bei der Prozession mitgehen. Dieses Jahr hat der Erzbischof von Sevilla extra angeordnet, dass ihnen die Teilnahme erlaubt werden muss.
Doch man sagt, dass sich schon immer so manche Frau heimlich unter der allesverhüllenden Robe der Nazarenos, der Büßer, verbarg. Schließlich soll Gott allein wissen, ...
... wer in der Kluft steckt, deren Stil der Ku-Klux-Klan in den USA für seine Kapuzengewänder abgekupfert hat. Im Bild: Die La-Paz-Bruderschaft aus Sevilla.
Viele Eltern melden ihre Kinder schon früh in einer Bruderschaft an. Es dauert Jahre, bis man aufsteigt und einen wichtigen Platz in der Prozession einnimmt, etwa als Träger des großen Leitkreuzes an der Spitze des Zuges.
Meist abends oder nachts wandern die Büßer, manche barfuß oder gar mit Fußfesseln, mit hohen Kerzen in der Hand von ihrer Pfarrkirche zur großen Kathedrale und wieder zurück - ein Weg, der über zwölf Stunden dauern kann. Eine kleine Abkühlung für die Füße ist da hochwillkommen.
Manche Prozessionen finden schweigend statt, andere werden von Kapellen mit getragener Marschmusik begleitet. Von Balkonen aus tragen häufig Sänger oder Sängerinnen Saetas vor, aus dem Flamenco stammende, religiöse Bittgesänge.
In Andalusien im Süden Spaniens planen die Städte das schaurig-schöne Spektakel das ganze Jahr im Voraus, entsprechend groß ist die Aufregung, bevor sich die Prozessionen an den Tagen zwischen Palmsonntag und Karfreitag endlich in Bewegung setzen. Diese kleinen Teilnehmer überprüfen während der Wartezeit die Dehnbarkeit eines Gummibandes, ... "Rocio"-Bruderschaft in Malaga
... ein Soldat der Spanischen Legion (Legión Española) - die während der Semana Santa vielerorts die schweren Pasos (Passionsszenen) tragen - korrigiert noch einmal den Sitz seines Gorrillos (Schiffchen mit Quaste), ...
... die Kameraden posieren für ein Erinnerungsfoto.
Einige Teilnehmer haben Mühe, den Anfang nicht zu verpassen, andere ...
... rauchen eine letzte Zigarette, flehen ...
... um Beistand von oben oder überlegen, ...
... wo sie nach dem Umziehen ihre Alltagskleidung deponieren sollen.
Wenn dann die Weihrauchfässer gefüllt sind, alle in Position stehen, die ...
... Heiligenstatuen und Kreuze geschultert sind, kann die Prozession beginnen.