Spanien:Digitales Handtuch

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Wer den Praia das Catedrais besuchen will, muss viel von sich preisgeben: Für den Strandbesuch dort ist seit Kurzem eine Online-Reservierung Vorschrift. Eine Maßnahme, die zur derzeitigen spanischen Tourismus-Politik passt.

Von Leonie Gubela

Name, Vorname, Personalausweisnummer, Herkunftsland, Adresse, E-Mail, Telefon - wer den Praia das Catedrais im galicischen Urlaubsort Ribadeo besuchen möchte, muss viel von sich preisgeben. Denn ein Strandausflug geht nur noch mit Reservierung - im Internet. Seit Anfang Juli ersetzt ein ausführliches Online-Formular das frühmorgendlich auf die Strandliege geworfene Handtuch. Der Einlass bleibt nach wie vor kostenfrei.

Zu dem ungewöhnlichen Schritt hat sich die Regionalregierung von Galicien entschlossen, weil zuletzt täglich etwa 20 000 Besucher an den Strand kamen. Seit Juli bis voraussichtlich Ende September dürfen ihn pro Tag nun nur noch exakt 4812 Gäste betreten. Das Anmeldeformular kann bis zu 30 Tage im Voraus ausgefüllt werden (www.ascatedrais. com); wer sich zu einem spontanen Tagestrip aufmacht, braucht unterwegs ein internetfähiges Mobiltelefon und muss möglicherweise Roaminggebühren in Kauf nehmen, um sich "einchecken" zu können. "Hin und wieder hakt es auf der Seite", sagt Carmen Fraga Mariño vom spanischen Fremdenverkehrsamt in München. "Wir vermuten, dass das mit der hohen Nachfrage zusammenhängt."

Grund für den großen Ansturm auf den nur einen Kilometer langen Praia das Catedrais sind spektakuläre Felsformationen und sogenannte Brandungstore, die - daher der Name - gotischen Kathedralen ähneln. Bei Ebbe sind einige Höhlen begehbar, wenn die Flut kommt, wird's eng auf dem ohnehin schon schmalen Strandstreifen. Das populäre Postkartenmotiv gilt als Naturdenkmal und ist nach der Kathedrale von Santiago de Compostela Galiciens meistbesuchte Sehenswürdigkeit.

Die Maßnahme passt zu den derzeitigen spanischen Bestreben, dem ausufernden Tourismus Herr zu werden: Auf den Balearen wird seit einigen Wochen über ein Urlauber-Limit in den Sommermonaten für die Inseln Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera sowie eine allgemeine Touristenabgabe debattiert. Die Stadtverwaltung Barcelonas beschloss vergangenen Monat ein einjähriges Moratorium für die Neuzulassung von Urlaubsunterkünften.

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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