Preisgestaltung bei der Bahn:Zugfahrt durch den Preisdschungel

Wer günstig Bahnfahren will, muss Nervensägen-Qualitäten beweisen oder trickreich buchen, ergab ein Test der Stiftung Warentest.

Bahn fahren schont zwar die Umwelt, aber nicht immer den Geldbeutel des Fahrgastes. Im Dschungel der Normaltarife, Sparpreise und Aktionstickets hat sich schon so mancher Bahnkunde teuer verlaufen. Besonders arm dran ist einem Test der Stiftung Warentest zufolge, wer sich bei der Ticketbuchung ratsuchend an Bahnmitarbeiter in Reisezentren oder am Telefon wendet. Anonym wurde die Auskunftsqualität auf 19 Bahnhöfen quer durch Deutschland getestet, mit vernichtendem Ergebnis. Keiner der geschulten Bahnmitarbeiter konnte die günstigste Zugverbindung für fünf Testfahrten empfehlen.

Das kreideten die Tester aber nicht den Servicekräften an: Das Preissystem der Bahn sei so kompliziert und variantenreich, dass selbst die Profis den Überblick verlieren müssten. Und günstige und leicht verständliche Angebote wie zum Beispiel das Quer-Lurchs-Land-Ticket wurden wenige Monate nach der Einführung von der Bahn wieder abgeschafft.

Doch Bahnkunden müssen nicht zähneknirschend jeden Tarif akzeptieren, der ihnen von gestressten und häufig unter Zeitdruck stehenden Schaltermitarbeitern angeboten wird. Wer kostengünstig Zugfahren will, darf sich allerdings nicht scheuen, als Nervensäge zu gelten oder in die Trickkiste zu greifen.

Hartnäckig bleiben

Viele Berater empfehlen der Einfachheit halber häufig die teuren ICE-Züge. Bahnkunden sollten sich damit nicht zufrieden geben und unbeirrt nach billigeren Reisemöglichkeiten fragen. Der Test zeigte: Oft wurden die günstigeren Fahrten erst dann erwähnt.

So kostete ein Ticket für den ICE, der auf Umwegen von Köln nach Kassel fuhr, 90 Euro. Der Regionalzug bewältigte die Strecke auf direktem Wege nur unwesentlich langsamer, der Fahrpreis aber betrug nur 40,50 Euro.

Strecken aufteilen

Statt auf direktem Wege mit dem ICE teuer von A über B nach C zu rauschen, kann es sich preislich lohnen, die Strecken in A-B und B-C aufzuteilen.

Bahncard und Ticketautomaten

Bahncard

Überzeugend fanden die Tester die Spar-Möglichkeiten mit den Bahncards. Die Bahncard 25 zum Beispiel senkt Normal- und Sparpreise um 25 Prozent und lohnt sich schon ab wenigen Fahrten pro Jahr. Hier sollten Bahnkunden allerdings darauf achten, dass die Bahncards günstig mit Zusatzkarten für weitere Personen kombiniert werden.

Automaten statt Berater

Gerade an kleineren Bahnhöfen ersetzen immer mehr Automaten die persönliche Beratung. Das muss für Bahnkunden nicht von Nachteil sein. Denn: Die Automaten bevorzugten bei den Tests nicht standardmäßig die teuren ICE-Züge. Stattdessen fragten sie die Fahrgäste nach ihren Wunschzügen. Schwierig wurde es allerdings bei den Testfahrten, wenn Fahrkarten mitgenommen oder Reisen ins Ausland gebucht werden sollten. In solchen Fällen schickten die stählernen Helfer die Kunden ins nächste Reisezentrum.

1.Klasse - warum nicht?

Ruhig sich auch mal nach oben orientieren! Gerade auf häufig befahrenen Strecken sind die Plätze in der 2. Klasse schnell ausgebucht. "Dann kann es sein, dass der Sparpreis 50 oder 25 in der 1. Klasse noch billiger wäre, als es der Normalpreis in der 2. Klasse ist", rät Stephan Scherbenberg von Stiftung Warentest.

Online buchen

Am einfachsten und preisgünstigsten kommen Bahnkunden laut Test mit der Internet-Seite ans Ziel. Unbedingt im Buchungsformular das Kästchen "schnelle Verbindungen bevorzugt" deaktivieren, so werden günstigere Verbindungen angezeigt. Tarifinformationen sind unter dem Menüpunkt "Angebotsberatung" übersichtlich zusammengestellt. Und bei den Testfahrten stellten nicht mal die Fahrradmitnahme noch ein Reiseziel jenseits der deutschen Landesgrenzen ein Problem dar.

Die gesamte Testauswertung finden Sie bei Stiftung Warentest.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: