Der kleine Junge kann einem leid tun. Er sitzt am Nebentisch in einem Hotelrestaurant in Orlando und muss ein rotes, rundes Ding essen, das ihm sein Vater vom Frühstücksbuffet mitgebracht hat. Der Junge hält das Ding mit beiden Händen, zögert wie vor einer Mutprobe. Er knabbert zaghaft, verzieht angeekelt den Mund und pult mit den Fingern zwischen seinen Zähnen herum. Er sieht aus, als wäre das, was er da kaut, voller Gräten, Sand oder Haare. Jedenfalls kriegt er nicht einmal das Bisschen davon runter. Er spuckt Schalenstücke auf seinen Teller. Der Vater lächelt verständnisvoll. Einen Versuch war es wert. Das widerborstige Ding ist ein Apfel.
Währenddessen laden sich die anderen Restaurantgäste ihre Tabletts voll, als hätten sie seit Wochen nichts mehr gegessen: Es türmen sich Röstkartoffeln, Pizza, Pommes, gebratener Speck, frittierte Zwiebeln, Pfannkuchen. Auf die Steaks kommen Spiegeleier. Die Waffeln haben so tiefe Rillenmuster, dass man einen kleinen Finger reinstecken kann - damit der Sirup besser kleben bleibt. In diesem Fett- und Kohlenhydrateparadies kann die Nascherei an frischem Obst ja nur merkwürdig wirken. Und wehe, Urlauber bringen so etwas als Verpflegung aus ihrer Heimat mit. Nahrungsmittel in die USA einzuführen, ist verboten. Um den Koffern auf den Grund zu gehen, scheuen ganz scharfe Zollbeamte bei der Abfertigung der Touristen nicht einmal vor gemeinen Fangfragen zurück. Einer will wissen: "Nichts zu essen dabei? Sind Sie sicher? Really no Bratwurst?"
Dafür taucht auch am Flughafen gleich ein Apfel auf, ein halber zumindest: in fünf Scheiben geschnitten und in Plastik verschweißt liegt er in einem Kiosk zwischen Kaugummis und Chips - "ein gesunder Snack, gewaschen und bereit zum Verzehr", wie der Packungsaufdruck verrät, außerdem in Vitamin C getaucht, damit die Stücke sich nicht verfärben. So sieht das doch gleich viel appetitlicher aus. Aber wo sind die Rillen für den Sirup?