Neue Brücke für Venedig:Eröffnung ohne Feier

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Jede Menge Streit und Ärger gab es um das Bauwerk. Nun ist die neue Überquerung des Canal Grande fertig, doch festlich eingeweiht wird sie nicht.

Henning Klüver

Nächste Woche ist es so weit. Vielleicht am Freitag, vielleicht aber auch erst ein paar Tage später. Dann soll endlich Venedigs neue Brücke über den Canal Grande eröffnet werden.

Neue Brücke für Venedig
:Eröffnung ohne Feier

Jede Menge Streit und Ärger gab es um das Bauwerk. Nun ist die neue Überquerung des Canal Grande fertig, doch festlich eingeweiht wird sie nicht.

Henning Klüver

Ihr schlanker, aus durchscheinenden Kunststoffrippen geformter Körper überspannt bereits rund 90 Meter lang den Kanal zwischen dem Piazzale Roma, wo die Busse und Autos ankommen, und den Vorplatz am Bahnhof Santa Lucia. Nachts leuchtet sie wie ein geheimnisvolles Band.

Es ist erst der vierte Übergang über die wichtigste Wasserstraße der Stadt nach der Rialtobrücke aus dem 16. Jahrhundert und den beiden unter österreichischer Besatzung im 19. Jahrhundert entstandenen Brücken.

Ihr Architekt, der Spanier Santiago Calatrava, ist einer der berühmtesten Brückenbauer der Welt. Seine Bauwerke überwinden Flüsse, Straßen oder Täler in Spanien wie Argentinien, in Kalifornien, England oder Irland.

Aber diese verhältnismäßig kleine Brücke über den Canal Grande, die sei doch einzigartig, sagt der 57-jährige Architekt. Eine Brücke in Venedig bauen zu können, solche Chance biete sich im Leben nur einmal. Das sei wie ein Ritterschlag.

1996 hatte er den Auftrag bekommen, im Jahr 2002 konnten nach einem langwierigen Ausschreibungsverfahren die Arbeiten beginnen. Geplant waren 456 Tage Bauzeit. Jetzt sind es fast fünfmal so viele geworden. Da kommt es auf einen Tag mehr oder weniger bis zur Eröffnung auch nicht an.

Mal wurden Normen für den behindertengerechten Zugang nicht beachtet, mal tauchten Probleme bei der Konstruktion des Bogens auf, der am Festland vorgefertigt worden war und vor gut einem Jahr Mitten in der Nacht eingesetzt wurde, um den Bootsverkehr nur kurzfristig zu behindern.

Dann wären da noch die gestiegenen Kosten: Statt der veranschlagten vier Millionen Euro bei Baubeginn sind es 11,2 Millionen geworden. Und um die Statik wird immer noch gestritten.

Bei der gespannten Stimmungslage lehnt Bürgermeister Cacciari eine offizielle Einweihung ab. Die würde die Stadt noch weiter spalten.

Schade, der Staatspräsident hätte aus Rom kommen und die Brücke auf den Namen Ponte della Costituzione, "Brücke der Verfassung" taufen sollen.

Das heißt, ganz festgelegt ist der Name noch nicht. Darüber muss noch der Stadtrat entscheiden. Wenn er sich denn einigen kann.

© Primetime vom 04.09.2008/lpr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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:Venedig - Neue Brücke für den Canal Grande

Nur nicht anstoßen! Maßarbeit war der Transport der vierten Brücke über den Canal Grande an ihren neuen Bestimmungsort. Mit ihr soll für Fußgänger alles einfacher werden.

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