Mitten in ...:Berlin

Wie im Berliner Landgericht aus einer "Schwabenhasser"-Story eine Luftnummer wird.

Caroline Ischinger

Der Termin verspricht Schlagzeilen. Ein Zeitungszusteller soll in Prenzlauer Berg Kinderwagen abgefackelt haben. Angebliches Motiv: Schwabenhass.

Im Landgericht quetschen sich die Presseleute förmlich auf eine Holzbank. Nach einer Weile lässt die Euphorie nach. Eine Reporterin starrt auf ihre Notizen: "Was soll ich denn damit?" Der Angeklagte gesteht die Taten zwar, beteuert aber, er sei kein Schwabenhasser. Er habe das in den Vernehmungen nur unter Druck gesagt.

In der Pause lächeln die Journalisten verkrampft. Woher kam denn die Sache mit dem Schwabenhass? "Das stand so in einer Pressemitteilung", meint einer. Als dann die Zeugen aussagen und eine Kommissarin den Ruß an den Häuserwänden beschreibt, ist das Interesse verpufft. Ein Journalist nach dem anderen schleicht aus dem Saal. Schön für die Schwaben. Schade um die Story.

© SZ vom 28./29.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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