Drei Jahre ist es her, da hatte sich ein junger Mann auf die Pressekonferenz der Bahn gemogelt, um Bahn-Chef Rüdiger Grube ein Sauna-Handtuch zu überreichen. Zuvor waren an sehr heißen Sommertagen viele Klimaanlagen in ICE-Zügen ausgefallen, sodass Reisende notärztlich behandelt werden mussten. Damals hatte Grube umgehend versprochen, dass bald alles besser wird. Und jetzt? Ist es wieder heiß. Und wieder fallen Klimaanlagen aus. Doch die Bahn sagt: "Unsere Maßnahmen haben sich bewährt." Wie kann das sein?
Laut Bahn wurden am Dienstag sechs Fernzüge wegen ausgefallener Klimaanlagen gestoppt. Auch am Mittwoch mussten ein paar Züge die Fahrt abbrechen. Die Bahn meint jedoch, angesichts von 1350 Fernzügen pro Tag sei das Problem nicht gravierend. Wer ein bisschen im Internet liest, bekommt allerdings den Eindruck, dass sehr viel mehr Fahrgäste schimpfen, als in sechs Zügen Platz hätten.
Die Wahrheit ist: Es sind tatsächlich sehr viel mehr Züge betroffen. Allerdings mussten sie nicht gestoppt werden. Wenn nur in einem einzelnen Wagen die Klimaanlage ausfällt, aber genug Platz an Bord ist, dass die Fahrgäste sich umsetzen können, lässt die Bahn den Zug weiterfahren. Ebendieses Szenario erleben zurzeit viele Reisende.
Warum die Bahn trotzdem behauptet, es gebe keine Auffälligkeiten, ist leicht zu erklären. Angeblich ist es normal, dass zwei bis drei Prozent der Klimaanlagen mal ausfallen. Insgesamt sind die Fernzüge der Bahn mit 3300 Klimaanlagen ausgestattet. Es könnte also täglich in 99 Zügen je eine Klimaanlage ausfallen - und immer noch wäre laut Bahn nichts auffällig.