Zweiter Weltkrieg:Graf Münsters Blick auf den Krieg in Russland

Als die Deutschen 1941 die Sowjetunion überfallen, knipst Oswald zu Münster mit seiner Leica den Feldzug. Auf SZ.de sind seine Fotos erstmals zu sehen.

Von Oliver Das Gupta

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(Foto: Sammlung Oswald zu Münster)

Oswald "Ossi" zu Münster (1917-2003) entstammte einem alten Adelsgeschlecht. Dem jungen Grafen gelangen während des Zweiten Weltkrieges hindurch sehenswerte Fotos, die seine Tochter nun posthum im Eigenverlag publiziert. SZ.de zeigt eine Auswahl der Aufnahmen vom Krieg in der Sowjetunion. Im Bild: Münster in Polen beim Schuheputzen wenige Tage vor dem Überfall auf die Sowjetunion.

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(Foto: Sammlung Oswald zu Münster)

Münster war dem NS-Regime gegenüber kritisch eingstellt, musste aber als Feldwebel in der Wehrmacht dienen. Er war Funker bei der Luftnachrichtentruppe. Am 22. Juni 1941, beim Überfall der Sowjetunion, fotografierte er die startenden Flugzeuge, die wenig später die Rote Armee bombardierten.

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(Foto: Sammlung Oswald zu Münster)

Oswald zu Münster wurde vor dem Krieg durch den Besuch von reformpädagogischen Schulen geprägt. Sein Abitur machte er am Landerziehungsheim Marienau in Niedersachsen. Dessen Schulleiter Max Bondy wurde von den Nazis in die Emigration getrieben - weil er Jude war. Bild: Häuser brennen Im November 1942 in der ukrainischen Stadt Sdolbuniw.

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(Foto: Sammlung Oswald zu Münster)

Oswald zu Münster bewegte sich mit seiner Einheit hinter der Ostfront. In Schytomyr, einer Stadt mit großem jüdischen Bevölkerungsanteil, wurde er im Juli 1941 Zeuge von "Razzien". Wehrmachtssoldaten trieben Zivilisten zusammen - womöglich handelt es sich um Aktionen der SS-Einsatzgruppe 4a und hilfreichen anderen Truppenteilen, die damals die meisten Juden Schytomyrs ermordet haben.

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(Foto: Sammlung Oswald zu Münster)

Münster fotografierte mit einer Leica IIIa. Sein Freund Günther Leitz (aus der bekannten Unternehmerdynastie) hatte ihm die Profikamera zum 18. Geburtstag geschenkt. Im Bild: Wehrmachts-Soldat im Herbst 1942.

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(Foto: Sammlung Oswald zu Münster)

Unter anderem dokumentierte Münster auch, wie die Deutschen mit antisemitischen Plakaten versuchten, in der ukrainischen und russischen Bevölkerung Hass auf Juden zu entfachen. Dieses Foto zeigt, wie Wehrmachtssoldaten zu einer Beerdigung von deutschen Soldaten im ukrainischen Kirowograd marschieren.

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(Foto: Sammlung Oswald zu Münster)

Immer wieder fotografierte Münster auch Zivilisten und sowjetische Kriegsgefangene. Mehr als fünf Millionen Rotarmisten hatten sich den deutschen Invasoren ergeben. Mehr als die Hälfte der Soldaten verhungerte, wurde getötet oder starb an den Strapazen von Gefangenschaft und Zwangsarbeit. Erst 2015 hat der Bundestag ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen, die überlebt haben, eine Entschädigung zugesprochen. Im Bild: Sowjetische Gefangene in der Ukraine 1942.

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(Foto: Sammlung Oswald zu Münster)

Immer wieder gelang es dem jungen Grafen, mit seiner Kamera besondere Momente festzuhalten, wie hier bei einer Ordensverleihung auf dem Flugplatz von Kirowograd.

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(Foto: Sammlung Oswald zu Münster)

Zu Münster fotografierte auch nach dem Krieg weiter - und schrieb darüber. Unter anderem veröffentlichte er ein Buch über Sportfotografie. Im Bild: Wasserschlacht von Soldaten mit Einheimischen in Kirowograd.

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(Foto: Sammlung Oswald zu Münster)

Bevor die deutsche Ostfront zusammenbrach, wurde Oswald zu Münster an andere Orte beordert: zum Beispiel ins besetzte Böhmen und nach Kroatien. Das Kriegsende erlebte er in der Lüneburger Heide. Im Bild: Italienische Wachposten im ukrainischen Dnipropetrowsk 1943. Das faschistische Italien war mit Hitler-Deutschland verbündet und beteiligte sich mit Truppen an der Invasion der UdSSR.

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(Foto: Sammlung Oswald zu Münster)

Der Luftwaffensoldat Münster machte in den letzten beiden Kriegsjahren kaum mehr Fotos. Ein Grund dafür war ein traumatisches Erlebnis. Bei einem Fronturlaub hatte er durch Zufall an einem Frankfurter Bahnhof die Massendeportation von Juden gesehen. Nun wusste er: Die Gerüchte von den Vernichtungslagern stimmen. Im Bild: Münster 1941 im französischen Chartres. Von dort wurde er später nach Polen verlegt für den Überfall auf die Sowjetunion. Die Fotos stammen aus den "Fototagebüchern" von Oswald zu Münster, veröffentlicht im FTB-Verlag.

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