Zentralafrikanische Republik:Religiöse Gewalt erschüttert Bangui

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Mindestens 42 Menschen sind bei Unruhen zwischen Christen und Muslimen in der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik umgekommen. Die Wahlen im Oktober stehen damit in Frage.

In der Zentralafrikanischen Republik sind bei Kämpfen zwischen Muslimen und Christen mindestens 42 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten seien viele Kinder, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef mit. Ein Junge sei von Angreifern geköpft worden. Wie am Dienstag bekannt wurde, starben am Montagnachmittag zudem etwa sechs Demonstranten, als UN-Blauhelmsoldaten versuchten, einen Protestzug von mehreren Hundert Menschen niederzuschlagen. Die Demonstranten waren auf den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Bangui zumarschiert, um nach den Ausschreitungen vom Wochenende den Rücktritt von Übergangspräsidentin Catherine Samba Panza zu verlangen. Weitere sieben Menschen seien verletzt worden, teilte ein Krankenhaus-Vertreter mit. Die UN-Mission bestritt, dass ihre Blauhelme für die Tötungen verantwortlich seien. Am Montagabend entkamen außerdem mehr als 500 Häftlinge aus einem Gefängnis in Bangui, darunter mindestens 60 hochrangige Kriminelle.

Die Zentralafrikanische Republik wird seit fast zwei Jahren von Gewalt erschüttert. Der Konflikt brach aus, nachdem muslimische Seleka-Rebellen 2013 den amtierenden Präsidenten François Bozizé entmachtet hatten. Gegen die Herrschaft der Rebellen erhob sich eine mehrheitlich christliche Gegenmiliz, die Anti-Balaka. Bei den Kämpfen zwischen den Gruppen kamen schätzungsweise mehr als 5000 Menschen ums Leben. Die Ankunft einer UN-Friedensmission hatte für ein wenig Stabilität gesorgt, die in den vergangenen Tagen aber wieder zerbrach. Ausgelöst wurden die jüngsten Kämpfe durch die Ermordung eines muslimischen Mannes. Daraufhin griffen Muslime ein christliches Viertel in Bangui an. Am Sonntag attackierten Anti-Balaka-Mitglieder die Polizeizentrale in Bangui. Die Kämpfer hätten Waffen beschlagnahmen wollen, hieß es. Polizeibeamte hätten sie zurückgeschlagen.

In dem an Diamanten, Gold und Uran reichen Land sollen am 18. Oktober Wahlen stattfinden. Eine solche Abstimmung gilt jedoch angesichts fehlender Finanzmittel und der Vernichtung von Wahlunterlagen als nahezu unmöglich.

© SZ vom 30.09.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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