WM-Maskottchen:Wo ist Fuleco?

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Erst bedroht, nun verschollen: WM-Maskottchen Fuleco. (Foto: Getty Images)

Nicht mal bei der Eröffnungsfeier war es zu sehen: Brasilien rätselt über den Verbleib des WM-Maskottchens Fuleco. Fifa und Naturschützer streiten seinetwegen um Geld.

Von Boris Herrmann, Manaus

Wo ist eigentlich Fuleco? Das Kugelgürteltier, dessen Aufgabe es wäre, die Weltmeisterschaft als Maskottchen zu repräsentieren, gibt sich schon seit Tagen auffällig unauffällig. Bei den Fußballübertragungen im brasilianischen Fernsehen ist es jedenfalls genauso selten zu sehen wie in den Stadien. Offenbar hatte es nicht einmal ein Ticket für die Eröffnungsfeier bekommen.

"Meine Social-Media-Profile pflege ich rege", behauptet Fuleco zwar auf seiner Homepage. Tatsächlich pflegt er sie eher halbherzig. Der WM-Ball Brazuca twittert ebenfalls - und hat etwa zwanzig Mal so viele Follower.

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Als der Fußball-Weltverband Fifa das bizarre Tierchen vor zwei Jahren an allen Papageien und Anakondas vorbei zum Symbol dieser Weltmeisterschaft beförderte, waren damit große Ziele verbunden: ein "Vermächtnis zum Schutz der Natur", wie die Fifa damals feierlich mitteilte. Der Name Fuleco sei eine Mischung aus Futebol (Fußball) und Ecología (Ökologie).

Abgesehen davon, dass es dann Futeco heißen müsste: Von dem Vermächtnis ist nicht viel geblieben. Die charmante Idee mit dem WM-Gürteltier, das sich bei Gefahr zusammenrollt und dann einem Fußball ähnelt, stammt von der Organisation Associação Caatinga. Der Fifa gefiel der Einfall, man versprach den Tierschützern für die Nutzung eine großzügige Investition in deren Schutzprogramm.

Kugelgürteltiere stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Ihre Lebensräume im Nordosten Brasiliens sind Experten zufolge in den vergangenen Jahren stark geschrumpft. Doch offenbar hat man versäumt, sich auf eine konkrete Summe zu einigen. Gegenüber brasilianischen Medien sprach Rodrigo de Castro, Leiter von Associação Caatinga, von einem "empörenden Angebot" der Fifa. "Sie boten uns ein Trinkgeld." Angeblich geht es um 300 000 Dollar, die aus Nachhaltigkeitsprogrammen der Fifa übrig geblieben sind.

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Mit einem solchen Sümmchen lasse sich aber nichts Effizientes zum Schutz der Gürteltierpopulation tun, klagte Castro. Er erwarte deshalb ein neues Angebot. Laut Fifa war die Summe viel höher als 300 000 Dollar. Der Verband, der sich im WM-skeptischen Brasilien um Entspannung bemüht, bestreitet außerdem, dass Fuleco gezielt versteckt werde.

Tatsache ist jedoch, dass er sich rarer macht als seine echten Artgenossen. Um die zu sehen, muss man sich ortskundigen Touristenführern im Regenwald des Amazonasbeckens anschließen. Die Guides nennen das Tier "tatu bola" und schwören: Es schmeckt super.

© SZ vom 23.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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