Wladimir Putin:Nach ihm die Sintflut

Der russische Präsident wird nach der Wahl im März noch mächtiger werden. Seinem Land tut das nicht gut.

Von Julian Hans

Für seine vierte Amtszeit im Kreml wird Wladimir Putin nicht von einer Partei aufgestellt, er tritt bei der Wahl im März als unabhängiger Kandidat an. Dass er sie gewinnen wird, steht außer Frage. Ebenso, dass sie unter Bedingungen stattfindet, unter denen von fairem Wettbewerb keine Rede sein kann.

Dass sich Putin, anders als 2012, nicht von der Partei Einiges Russland aufstellen lässt, zeigt zunächst, dass auch der Kreml die Einheitspartei abgeschrieben hat. Ihr Ruf als Sammelbecken korrupter Hofschranzen ist nicht zu retten. Die Entscheidung gibt zugleich einen Vorgeschmack auf die Zukunft. Das System wird noch mehr auf Putin zugeschnitten. Nach 18 Jahren unter seiner Führung liegen die staatlichen Institutionen in Trümmern. Parlament, Regierung und die Gouverneure in den Regionen haben nichts mehr zu sagen und werden vom Volk verachtet, wie Umfragen zeigen.

Das gibt dem Präsidenten mehr Macht und macht das Regieren scheinbar leichter. Doch auch er kann sich nicht um alles selbst kümmern, selbst wenn er diesen Eindruck vermittelt. Und: Eines Tages wird auch Putin nicht mehr können oder wollen. Einen geordneten Übergang hinzubekommen wird umso schwerer, wenn keine Institutionen mehr vorhanden sind, die das Land zusammenhalten. Die USA bleiben trotz Donald Trump einigermaßen stabil. Ob das auch für Russland ohne Putin gelten wird, ist fraglich.

© SZ vom 15.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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