Wahl des Bundespräsidenten:Luxus-Fahrt mit König Sodann

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Der Linken-Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten hat seltsame Ansichten zur Amtsführung. Nun geht er auf Südsee-Kreuzfahrt - mit dem Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm.

Thorsten Denkler, Berlin

Der Kandidat der Linkspartei für das Amt des Bundespräsidenten, Peter Sodann, steht vor einer umfassenden Auslandsreise. Am 19. Januar wird er in politischer Mission in See stechen. Die Fahrt auf dem Kreuzfahrtschiff Astoria der Reederei Saga Cruises aus Folkstone führt ihn von Sydney in Australien nach Hongkong, Ankunft am 8. Februar. Sodann wird auf seiner Auslandsreise vom langjährigen Bundesarbeitsminister und CDU-Vize Norbert Blüm begleitet.

Norbert Blüm und Peter Sodann - auf Kreuzfahrt in eigener Sache. (Foto: Foto: Meistersinger)

Exklusives Abendessen mit Blüm und Sodann

Was sich liest wie ein reichlich verspäteter Aprilscherz, wird auf den Internetseiten des Reiseveranstalters Transocean Tours als "Abschiedsreise mit besonderem Bonus" angepriesen. Der besondere Bonus dieser Reise: Blüm und Sodann, die auf dem Schiff ihr gleichnamiges Programm zum Besten geben.

Von der Kritik zerrissen, von den Zuschauern geliebt, haben der Politikrentner Blüm und der Ex-Tatort-Kommissar Sodann in über 30 Städten den Menschen ihre Sicht auf Kapitalismus, Bankenmanager und Krieg mitgeteilt. Der Überlieferung nach sollen beide auch gesungen haben: Alle sieben Strophen des Schlafliedklassikers "Der Mond ist aufgegangen" von Matthias Claudius.

Höhepunkte der Kreuzfahrt für die Gäste auf der Astoria: ein Champagnerfrühstück im australischen Regenwald. Die Terrakotta-Armee mit ihren 7000 Tonkriegern. Im Kulturprogramm: die Mythen der Aborigines. Australisches Barbecue "unter dem Kreuz des Südens". Und natürlich: Ein Höhenfeuerwerk zu Ehren der Astoria.

Absolute Hauptattraktionen der "Koalas, Kängurus und Krokodile"-Tour durch die Südsee aber sind Blüm und Sodann. Neben den allabendlichen Vorführungen ihres Programms erwartet die glücklichen Gewinner einer Verlosung auch ein "exklusives Abendessen" mit den beiden Gaststars. Oder, wie es auf der Homepage von Peter Sodann heißt: "Der betende Kommunist Peter Sodann (70) und der Herz-Jesu-Marxist Norbert Blüm (71)."

Senatorsuite für 10.345 Euro

Dieses Bonusprogramm hat seinen Preis. Eine Vier-Bett-Kabine der Kategorie eins kostet 3595 Euro. Die Senatorsuite ist für 10.345 Euro zu haben. Die Preise verstehen sich pro Person. Hin- und Rückflug inklusive. Der Bundespräsidentenkandidat für die "kleinen Leute", von anderen auch als "Volkspräsident" beschrieben, und der Bundesarbeitsminister a.D. werden selbstredend bei freier Kost und Logis mitfahren.

Sodann sei die Reise gegönnt. Als Kandidat hat er ein Marathon-Programm durch die Talkshows zu bewältigen. Da dürften ihm 21 Tage Erholung auf einem Luxusliner gerade recht kommen, bevor der Präsidentschaftswahlkampf so richtig losgeht.

Auch manche Linke dürften der dreiwöchigen Medien-Abstinenz ihres Kandidaten erleichtert entgegensehen. Dann hat er weniger Gelegenheit, die Nation mit seinen Vorstellungen zum Thema Amtsführung zu verblüffen.

Diese Woche etwa offenbarte Sodann dem Nachrichtensender Phoenix: Wenn er Bundespräsident sei, dann "kann es ja durchaus sein, dass ein Gesetz gemacht wird, das mir gefällt - dann unterschreibe ich das. Und wenn es mir nicht gefällt, dann unterschreibe ich es nicht." Würden in seiner Amtszeit so etwas wie die Hartz-IV-Gesetze verabschiedet, könnte es sein, "dass ich das zurückweise und dann sage: Passt mal auf, könnte man da nicht noch mal drüber nachdenken?"

Das hat monarchistische Züge. Ganz nach Rio Reiser: Wenn er König von Deutschland wär'.

Das Wohlgefallen von Gesetzen spielte jedenfalls bisher nur eine untergeordnete Rolle. Ein Bundespräsident kann ein Gesetz nur dann nicht unterschreiben, wenn er schwere verfassungsrechtliche Bedenken hat. Aber dass muss einen Peter Sodann nicht kümmern. Der Fernseh-Ermittler hätte ja auch gerne mal Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verhaftet, weil der mit den Boni, die er bekomme, bestimmt irgendein Gesetz breche.

Sodann stellte in einem Zeitungsinterview auch gleich die ganze repräsentative Demokratie in Frage, in der die Bürger von frei gewählten Abgeordneten vertreten werden. Sodann: "80 Prozent der Deutschen möchten nicht, dass unsere Soldaten nach Afghanistan gehen. Und wenn das 80 Prozent sagen, und es bleibt trotzdem dabei, dann frage ich mich: Wo ist dann die Demokratie?" Die Antwort gibt der künftige Kreuzfahrer selbst: "Wir haben keine richtige Demokratie."

Wenn sich Sodann im Nachwende-Deutschland nicht heimisch fühlt, dann dürfte ihm das auf dem Kreuzfahrtschiff Astoria wenig schwer fallen. Das Schiff fuhr von 1985 an unter DDR-Flagge. Damaliger Name: Arcona. Es war das Ferienschiff des FDGB, des Gewerkschaftsbunds der DDR.

Jetzt bricht die Astoria zu ihrer letzten Fahrt unter diesem Namen auf. Danach soll sie mit Millionen-Aufwand runderneuert werden, um dann unter dem Namen "Quest für Adventure" (Suche nach dem Abenteuer) die Weltmeere zu befahren. Die Suche nach einem politischen Abenteurer jedenfalls ist für die Linkspartei vorbei. Sie hat Peter Sodann gefunden.

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