Volksparteien in der Krise:Politiker dringend gesucht

Parteien brauchen Mitglieder, sonst erodiert ihre Legitimität. (Foto: Hannibal Hanschke/dpa)

Der Mitgliederschwund der CDU geht nicht nur die CDU etwas an. Wenn die großen Parteien massiv an Rückhalt verlieren, bröckelt die Substanz des demokratischen Prozesses. Doch Modernität lässt sich nicht verordnen.

Ein Kommentar von Nico Fried, Berlin

Natürlich erfüllt die Reform der CDU jedes Klischee für hilflosen Aktionismus. Natürlich richtet Generalsekretär Peter Tauber nun Kommissionen ein, auf die gefahrlos die alte Weisheit gedichtet werden kann: Wenn einer nicht mehr weiter weiß, gründet er 'nen Arbeitskreis. Und natürlich ahnt jeder politisch Interessierte, dass sich Modernität generell schwerlich verordnen lässt, dies aber in einer konservativen Partei wie der CDU besonders schwierig sein dürfte.

Das Problem ist nur: Der Mitgliederschwund einer Volkspartei wie der CDU geht nicht nur die CDU an. So wie der Schwund der SPD nicht nur die SPD angeht. Dass die einstigen Riesen in der Parteienwelt verzwergen, stellt den gesetzlichen Auftrag von Parteien infrage, vor allem den der Rekrutierung von Personal.

Die großen Parteien haben manches dafür getan, dass ihr Niedergang auch Schadenfreude hervorruft. Aber man sollte nicht übersehen, dass hier die Substanz des demokratischen Prozesses bröckelt. Mehr partizipative Demokratie jenseits von Parlamenten und Parteien mag wünschenswert sein. Doch Volksabstimmungen allein machen noch keine Politik. Dazu braucht es auch künftig Politiker. Die Partizipation vor allem auch in den Parteien zu stärken, erscheint deshalb als das richtige Rezept, bei dem man allen etablierten Parteien nur Erfolg wünschen kann; auch denen, deren politische Ziele man nicht teilt.

© SZ vom 24.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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