Villingen-Schwenningen:Gabriel fordert mehr Polizei

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SPD-Chef und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel. (Foto: dpa)

Nach dem Handgranatenanschlag gehen rechte Gruppen und Unterstützer der Flüchtlinge in Villingen-Schwenningen auf die Straße. Auch SPD-Chef Gabriel ist über die "gefährliche Zunahme von Gewalttaten" besorgt und fordert Konsequenzen.

Eine Handgranate fliegt auf das Gelände einer Flüchtlingsunterkunft, explodiert jedoch nicht: Den versuchten Anschlag von Villingen-Schwenningen interpretieren viele als neue Dimension der Gewalt. Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) fordert als staatliche Reaktion gegenüber den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland "mehr Polizei in Bund und Ländern".

Der SPD-Chef beruhigt jedoch auch: Deutschland stehe wegen der Zunahme rechter Gewalt "sicher nicht auf der Kippe". "Wir sind ein ganz stabiles demokratisches Land", sagte Gabriel. Es gebe allerdings "eine gefährliche Zunahme" von Gewalttätern. "Es gibt eben die Brandstifter - und dazu viele Biedermänner, die diese Brandstifter einladen", kritisierte er.

Bundesweites Entsetzen

Der Anschlagsversuch hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Politiker aller Parteien gingen am Freitag von einem fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat aus. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach von einem "feigen Angriff". Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) sagte: "Wir dürfen nicht abwarten, bis es die ersten Toten gibt." Volker Beck, innenpolitischer Sprecher der Grünen, bezeichnete die Ereignisse in der 80 000-Einwohner-Stadt am Rande des Schwarzwaldes als "Straßenterror" und forderte eine "Flüchtlingsschutzpolitik". Als "wirklich unfasslich" empfand Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Tat.

Die Zahl der Anschläge gegen Flüchtlingsunterkünfte ist laut Bundeskriminalamt in Deutschland im Jahr 2015 dramatisch gestiegen. 173 Gewalttaten wurden registriert, sechsmal mehr als im Vorjahr.

Demonstrationen in Villingen-Schwenningen

Einen Tag nach dem Anschlagsversuch versammelten sich in Villingen-Schwenningen Demonstranten aus dem rechten Spektrum. Während die POlizei zunächst von etwa 80 Personen sprach, korrigierte sie am Abend die Teilnehmerzahl. Demnach seien nur acht Menschen auf dem Marktplatz gewesen.

Zudem zogen etwa 300 Gegendemonstranten vor die Flüchtlingsunterkunft. An dieser Kundgebung beteiligten sich neben Bürgern und Mitgliedern einer antifaschistischen Initiative aus Villingen-Schwenningen auch Flüchtlinge.

Die Demonstrationen seien friedlich verlaufen, meldete die Polizei. Am Bahnhof sei es jedoch zwischen etwa zehn Menschen zu Handgreiflichkeiten gekommen. Über die Beteiligten liegen der Polizei keine Erkenntnisse vor.

© Süddeutsche.de/AFP/beitz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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