Vier Jahre nach Prozessbeginn:Plädoyers im NSU-Prozess beginnen

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  • Nach mehr als vier Jahren beendet Richter Manfred Götzl im NSU-Prozess die Beweisaufnahme. Bereits an diesem Mittwoch wird mit den Plädoyers begonnen.
  • Den Anfang macht die Bundesanwaltschaft. Ihr Plädoyer dürfte eines der längsten in der Geschichte der Bundesrepublik werden.
  • Einigen Nebenklägern geht es jetzt doch zu schnell.

Aus dem Gericht von Wiebke Ramm

Am Nachmittag fallen im NSU-Prozess die Sätze, auf die die meisten Verfahrensbeteiligten seit Wochen gewartet haben. "Wir würden dann morgen zu den Schlussvorträgen kommen", sagt Richter Manfred Götzl am Dienstag, dem 373. Verhandlungstag. Wenig später beendet er ganz formal die Beweisaufnahme. "Dann schließe ich jetzt die Beweisaufnahme", sagt er - und vernuschelt ausgerechnet dieses bedeutsamen Satz.

Am Mittwoch wird die Bundesanwaltschaft mit ihrem Schlussvortrag beginnen. Ihr Plädoyer dürfte eines der längsten in der Geschichte der Bundesrepublik werden. Bundesanwalt Herbert Diemer sagte, die Bundesanwaltschaft wolle jedes Detail des Prozesses beleuchten. Er hatte schon am Vormittag angekündigt, er und seine Kollegen Anette Greger und Jochen Weingarten bräuchten dafür 22 Stunden. Das sind etwa fünf Verhandlungstage. Bis zur Sommerpause gibt es noch sieben Verhandlungstermine. Götzl will, dass die Bundesanwaltschaft vor den Ferien fertig wird.

Nach den Ferien, am 31. August, dürften dann erst die Nebenklagevertreter, dann - Wochen später - die Verteidiger plädieren. Bis zum Urteil werden noch Wochen, vielleicht Monate vergehen. Der NSU-Prozess läuft seit dem 6. Mai 2013.

Mehreren Opferanwälten ging es am Dienstag dann doch zu schnell. Sie baten das Gericht, die Plädoyers mögen erst kommende Woche beginnen. Ihre Mandanten müssten die Möglichkeit haben - zum Teil aus der Türkei - anzureisen. Von heute auf morgen sei das nicht machbar. Doch Götzl blieb hart. Er verlegte lediglich den Beginn von 9.30 Uhr auf 11 Uhr.

Anwälte wollen Plädoyer aufzeichnen lassen

Vor dem Beginn der Plädoyers wird das Gericht noch über einen Antrag von Zschäpes Verteidigern Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm entscheiden. Die Anwälte beantragten, das Plädoyer der Bundesanwaltschaft auf Tonband aufzunehmen. Die Verteidiger aller anderen Angeklagten schlossen sich dem Antrag an - sogar Zschäpes jüngster Verteidiger, Mathias Grasel, der selten einer Meinung mit Heer, Stahl und Sturm ist.

Bundesanwalt Diemer lehnte das Begehr ab. Eine Aufzeichnung sei unnötig. Die Anwälte könnten mitschreiben. Die Entscheidung des Gerichts steht noch aus. Ein Beweisantrag ist das nicht, deshalb ist die Beweisaufnahme schon an diesem Dienstag beendet.

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