Venezuela:Grenzen im Hinterhof

Wie Maduro aus den USA Argumente geliefert werden.

Von Sebastian Schoepp

Haiti 1915, Dominikanische Republik 1965, Grenada 1983, Panama 1989: Invasionen in Lateinamerika gehörten früher zum festen Inventar US-amerikanischer Außenpolitik. Wann immer es galt, Washingtoner Interessen im vermeintlichen "Hinterhof" durchzusetzen, wurden die Marines geschickt - oft unter dem Vorwand, chaotische politische Zustände zu beenden. Von dieser Politik hatten die USA in den vergangenen Jahrzehnten Abschied genommen - bis zu Donald Trump.

Mit seiner Äußerung, für Venezuela gebe es mehrere Möglichkeiten, "darunter eine militärische, falls nötig", ist der US-Präsident in finstere Zeiten zurückgefallen. Er will dem autoritären Machthaber Maduro Grenzen aufzeigen - und tut genau das Gegenteil. Seit Jahren schwadroniert Venezuelas Präsident davon, dass die USA ihn direkt bedrohen. So rechtfertigt er Zwangsmaßnahmen gegen die Opposition, der er Kumpanei mit den Gringos unterstellt. Und der US-Präsident selbst liefert ihm nun noch die Argumente. Die Opposition, die ums Überleben kämpft, ist zu Recht entsetzt - ebenso wie die Nachbarländer, die ansonsten nicht gezögert haben, Maduro zu verurteilen.

Trump liefert so ein Lehrstück dafür, wie man einen werdenden Diktator nicht etwa bremst, sondern wie man ihn sogar noch ermuntert. Von allen diplomatischen Tumbheiten Trumps war das bisher womöglich die größte.

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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