Venezuela:EU-Sanktionen gegen Venezuela

Lesezeit: 2 min

Europa erhöht den Druck auf Maduro - gibt dem Präsidenten jedoch etwas Zeit zur Beruhigung der Lage.

Die Außenminister der Europäischen Union haben Sanktionen und ein Waffenembargo gegen das von der Staatspleite bedrohte Venezuela auf den Weg gebracht. Allerdings verzichteten die Minister bei ihrem Treffen am Montag in Brüssel darauf, schon jetzt Personen auf die Sanktionsliste zu setzen. Präsident Nicolas Maduro solle auf diese Weise etwas Zeit zur Beruhigung der Lage gegeben werden, damit die wirtschaftliche Situation in dem südamerikanischen Land sich nicht weiter verschlechtert. In der venezolanischen Hauptstadt Caracas waren zugleich Gespräche der Regierung mit Gläubigern des ölreichen Landes geplant. Dabei geht es um eine Umschuldung im Volumen von 60 Milliarden Dollar. Maduro wird vorgeworfen, sein Land in eine Diktatur umwandeln zu wollen. Die umstrittene Wahl einer verfassungsgebenden Versammlung im Juli wurde von Betrugsvorwürfen und blutigen Demonstrationen überschattet. Bei Protesten gegen die Regierung kamen in diesem Jahr bereits mehr als hundert Menschen ums Leben.

Zur Begründung der angedrohten Einreiseverbote und Kontensperrungen in der EU verwiesen die Außenminister auf die Regionalwahlen in Venezuela am 15. Oktober, die trotz zahlreicher Unregelmäßigkeiten angesetzt worden seien. Den Ergebnissen zufolge gingen Maduros Sozialisten aus der Wahl als Sieger hervor, obwohl Umfragen die Opposition klar vorn gesehen hatten. Allerdings bemühe sich die EU weiter darum, den Dialog zwischen Maduro und der Opposition in Gang zu bringen, um eine friedliche und demokratische Lösung zu finden, sagte der spanische Außenminister Alfonso Dastis. Einige EU-Regierungen wollen dem früheren spanischen Ministerpräsidenten Jose Luis Rodriguez Zapatero eine weitere Chance für einen Vermittlungsversuch geben.

Mit dem Waffenembargo hat die EU Venezuela auf dieselbe Liste wie Syrien und Nordkorea gesetzt. Europäische Rüstungskonzerne dürfen damit keine Geschäfte mehr mit dem Schwellenland machen. Allein Großbritannien hat der Kampagne gegen Waffenhandel zufolge zwischen 2010 und 2017 Rüstungsgüter im Wert von 1,6 Milliarden Euro dorthin geliefert.

Maduro hatte angesichts der katastrophalen Wirtschaftslage angekündigt, Schulden seines Landes nicht wie vereinbart zurückzuzahlen. Stattdessen soll zunächst die Lage der Bevölkerung in dem einst wohlhabenden Land verbessert werden, in dem viele Menschen mittlerweile im Müll nach Nahrungsmitteln suchen.

Zahlreiche Investoren haben jedoch ihre Teilnahme am Schuldengipfel am Montag abgesagt, weil ihnen nicht klar war, was Maduro mit dem Treffen erreichen will. Zudem fürchten Gläubiger um ihre Sicherheit in dem von Gewalt erschütterten Caracas. Sie verweisen zudem darauf, dass sie gegen amerikanisches Recht verstoßen könnten, wenn sie mit Vertretern der venezolanischen Regierung verhandeln, die wegen Drogengeschäfte auf einer US-Sanktionsliste stehen.

© SZ vom 14.11.2017 / Reuters, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: