USA:Oh Boy

Lesezeit: 10 min

James Guay liebt Männer. Als sein Vater davon erfährt, sagt der: "Wir kriegen dich wieder hin." Wie christliche Fundamentalisten in den USA Schwulen das Schwulsein austreiben wollen.

Von Nicolas Richter, West Hollywood

Der Sunset Boulevard, Eukalyptusbäume, Boutiquen, weiter oben auf den Hügeln die Villen großer Stars. Im Büroturm mit der Hausnummer 8560 eine Praxis für Psychotherapie.

James Guay, ein Ehe- und Familienberater, erscheint im loftigen Wartesaal. Er trägt ein kurzärmeliges Hemd, die Oberarme ungewöhnlich muskulös für jemanden, der meistens sitzt. "Hi", sagt er mit entspannter, sanfter Stimme. Guay führt in ein helles Zimmer mit einer Couch für den Gast. Er setzt sich ans Fenster, dahinter das flirrende Los Angeles. Guays Beruf ist es, seinen Klienten zuzuhören, die Wunden anderer Menschen zu erkennen. Aber heute ist er derjenige, der redet - und die Wunden sind seine eigenen.

Guay stammt aus einer tiefgläubigen Familie, ist aufgewachsen mit Gebeten, Bibelstunden, Gottesdiensten, christlichen Schulen. Sein Vater Paul war einer von mehreren Pastoren der Grace Community Church in Sun Valley, einer fundamentalistischen Megakirche am Rande von Los Angeles mit Tausenden Gläubigen.

In der Jugend beginnt James Guay, andere Jungen zu beobachten, erst mit Interesse, später mit Verlangen. Die Anziehung ist ihm unheimlich. Sie arbeitet anscheinend gegen die andere große Kraft, die sein Leben zunächst allein bestimmt hat: gegen seinen Glauben an Gott. Dieser Glaube, so hat es Guay gelernt, duldet keine Schwulen. In den Jugendgruppen johlen sie "iii", wenn jemand "schwul" sagt. Sein Vater predigt, dass Homosexuelle so schlimm sind wie Mörder oder Kinderschänder, und dass ihnen ewige Verdammnis droht.

James Guay behält seine Neigung deswegen lieber für sich. Heimlich versucht er, sie umzukehren. Er betet und bettelt, nicht mehr schwul zu sein. Aber Gott mag ihn nicht erhören, und Guay fühlt sich verstoßen, unwürdig, gerettet zu werden. Er denkt an Selbstmord, aber auch der böte keinen Ausweg, stellt er sich vor, denn als Schwuler käme er ja gleich in die Hölle.

Das kann man reparieren, denken sie, und zwar mit Elektroschocks und erzwungenem Erbrechen

Frieden findet Guay nur beim Turnen, er ist so gut, dass er von den Olympischen Spielen träumt. Es ist eine schmerzhafte Schinderei für Muskeln und Gelenke, aber Guay genießt es, seinen Körper auf der Turnmatte zu beherrschen, ihn ganz seinem Willen zu unterwerfen. Es lenkt davon ab, dass er seine Gefühle nicht kontrollieren kann, die Gefühle für junge Männer.

Jahrelang fürchtet er sich davor, all dies seinem Vater zu offenbaren, und als er es mit 16 Jahren doch tut, empfindet er es wie ein Geständnis. Sein Vater ist nicht zornig, eher liebevoll und besorgt. Er möchte seinen Sohn vor der Hölle retten. "Lass uns daran arbeiten", sagt er, "wir kriegen dich schon wieder hin."

Weil sich Gottes Gebote nicht ändern lassen, muss sich eben James ändern.

Vater und Sohn besuchen einen christlichen Psychologen in Los Angeles. Er sagt, dass Homosexualität Folge schädlicher Einflüsse ist, und dass man sie heilen kann mit einer "Konversionstherapie", auch "Reparative Therapie" genannt, als repariere man einen kaputten Menschen. Der adrette James ist angeblich kaputt. Einmal die Woche soll er zur Behandlung kommen.

James Guay verlässt die Praxis mit der Euphorie jener Menschen, die nach langer Krankheit auf Heilung hoffen dürfen. "Ich war so glücklich, dass ich eine Kur gefunden hatte, und dass ich nicht mehr allein war", sagt er. Ihn beseelt die Hoffnung, bald ein normaler Teenager zu sein und ein Christ, der Gott gefällt.

Schulpsychologen dagegen halten "Konversionstherapien" für gefährlichen Unfug. Aus Sicht der American Psychological Association fehlt für Erfolge jeder wissenschaftliche Beweis, während Nebenwirkungen wie Depression, Selbstmordabsicht und Drogenmissbrauch bei jungen Betroffenen belegt sind. Als erster US-Staat hat Kalifornien die Therapie im Jahr 2012 für Minderjährige verboten, der demokratische Gouverneur Jerry Brown sagte damals, die Verfahren gehörten "in den Mülleimer des Quacksalbertums". Es folgte der Staat New Jersey, wo der Abgeordnete Tim Eustace die Therapien als Kindesmissbrauch bezeichnete, und kürzlich auch der District of Columbia.

Wie damals in der Seele James Guays arbeiten in Amerika bis heute gewaltige Kräfte gegeneinander, die religiösen gegen die weltlichen, die konservativen gegen die fortschrittlichen. Jene, die glauben, dass Gott nur die Heteros liebt, gegen jene, die glauben, dass Gott alle liebt, auch die Schwulen, Lesbischen, Bisexuellen.

Die tiefgläubigen "Evangelicals" beobachten argwöhnisch, dass Schwule immer mehr als normal gelten und immer neue Rechte einsammeln - in etlichen US-Staaten etwa das Recht zu heiraten. Diese Privilegien, behaupten manche Gläubige, haben sich die Schwulen mit einer Lüge erschlichen namens "born perfect" oder "born that way": mit der stolzen oder der Mitgefühl heischenden These also, dass sie schwul geboren wurden, sich nicht ändern wollen oder können und sich deswegen eben das Land ändern muss.

Jedem Homosexuellen, so der Glaube der christlichen Fundamentalisten, drohen Hölle und ewige Verdammnis. Außer er lasse seine Neigungen "reparieren". (Foto: Michael Springer/AFP)

Manche Strenggläubige dagegen sehen in Konversionstherapien den Beweis dafür, dass eine Kernüberzeugung der Rechten noch immer gültig ist - dass also nichts von Geburt an feststeht und dass man sich mit Fleiß und Wille alles erarbeiten kann, auch die Liebe Gottes. Schwule sollen sich demnach selbst ändern, statt die Gesellschaft auf den Kopf zu stellen.

Die Ursprünge der Konversionstherapie liegen im 19. Jahrhundert. Damals sehen Wissenschaftler Homosexualität noch als Krankheit, und so bleibt es bis in die frühen Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts. Die "aversiven Therapien" jener Zeit erinnern an Teufelsaustreibung: Man erregt Schwule mit homoerotischen Fotos und bestraft sie alsbald mit Elektroschocks oder erzwungenem Erbrechen; wer als Mann von Männern träumt, soll sich mit einem schnalzenden Gummiband am Arm selbst kasteien. So soll Schwulen die Lust am Schwulsein vergehen.

Um junge "Patienten" dann wieder auf das andere Geschlecht auszurichten, empfehlen Therapeuten sonderbare Experimente wie die "orgasmische Rekonditionierung", bei der Schwule masturbieren und beim Höhepunkt auf Frauenfotos starren sollen. Wieder andere Psychologen halten die Beziehung zwischen Sohn und Mutter für krankhaft eng und lassen junge Männer dann auf Bilder ihrer eigenen Mütter einschlagen, um dies zu ändern.

James Guay bekommt beim christlichen Psychologen zunächst ein paar harmlosere Ratschläge: Er soll "männlicher" auftreten, mit Mädchen ausgehen und andere Männer wie Kumpel behandeln. Die Therapie besteht darin, so zu tun, als sei er gar nicht schwul. Gleichzeitig aber forscht der Therapeut Guays Seele aus. Er vermutet, dass Guays Verhältnis zu seinem Vater gestört ist. Der habe James in der Kindheit eine "Ur-Wunde" zugefügt, ihn womöglich vernachlässigt, geschlagen, missbraucht.

Guay sagt, sein Vater habe ihm nie etwas angetan. Der Therapeut fordert ihn auf, sich anzustrengen, er werde sich bestimmt an etwas erinnern.

Kein Zweifel, die "Therapien" wirken. Sie fördern Selbsthass, Angst und Schuldgefühle

Ein gutes Jahrzehnt vorher haben Wissenschaftler die Homosexualität neu bewertet. Im Jahr 1974 erklären Amerikas Psychologen, Schwule seien nicht krank, sondern so zuverlässig, stabil und urteilsfähig wie andere Menschen. Ein Teil der US-Gesellschaft hat lange mit dieser Erkenntnis gehadert, aber inzwischen findet sogar die Mehrheit der Amerikaner, dass Schwule und Lesben heiraten dürfen. Mancherorts können sie auch Kinder adoptieren.

Christliche Fundamentalisten ahnen zwar, dass sie die Auseinandersetzung um die Homosexualität landesweit verlieren, aber sie verteidigen dafür umso emsiger ihre Einflusssphäre. Sie schotten ihre Kinder ab, schicken sie auf christliche Schulen oder verbieten ihnen das Fernsehen.

Ist ein Mann in diesem Milieu doch schwul, versucht man, seine Neigung zu ersticken. Überall im Land werben Psychotherapeuten für Behandlungen: David Pickup etwa bietet in Dallas und Los Angeles eine "Authentische Reparative Therapie" an, die es jungen Männern ermöglichen soll, ihr wahres (heterosexuelles) Ich zu entdecken. "Immer wieder stehen 15-Jährige in meiner Praxis und heulen, weil sie so verzweifelt sind", sagt Pickup, "sie sehnen sich geradezu nach Hilfe."

Pickup ist 58 Jahre alt und selbst ein Mann mit schwieriger Geschichte. Als er fünf Jahre alt ist, missbraucht ihn ein Nachbar, erzählt er, später fühlt er sich von anderen Männern angezogen. Eine Therapie soll ihn davon befreit haben. Er sagt, er habe sich mehrmals mit Frauen verlobt, aber nie geheiratet. "Sind die inneren Wunden geheilt", sagt Pickup, "lösen sich die homosexuellen Gefühle von allein auf."

Als Kaliforniens Parlament die "Reparatur" von Jugendlichen verbietet, zieht Pickup vor Gericht, doch er verliert in allen Instanzen. Die Richter urteilen, der Staat dürfe das Seelenheil junger Menschen schützen vor Therapien, die Selbsthass, Schuldgefühle und Angst verursachten - und die ohnehin eine Krankheit heilen sollen, die gar keine ist. Pickup dagegen findet es unmenschlich, ja ungeheuerlich, dass der Staat seinen Bürgern eine Hilfe verweigert, nach der sie selbst verlangen.

Vielleicht könnte man Empathie, gerade als Christ, auch anders beweisen: Indem man umstrittene biblische Aussagen zur Homosexualität im Sinne der Nächstenliebe auslegt und Schwule annimmt, wie sie sind. Etliche Kirchen tun dies längst, und unter Papst Franziskus gibt sich sogar die katholische Kirche toleranter. Der Therapeut Pickup aber findet es sehr befremdend, wenn Schwule die Bibel schwulenfreundlich auslegen, statt an sich zu arbeiten. "Das klingt nicht gesund", sagt er, "das ist die Haltung von Schwachen, von Opfern." Der Mensch muss sich nach Gott richten, nicht Gott nach dem Menschen.

In seiner Jugend versucht James Guay, sich nach Gott zu richten, oder nach dem, was seine Kirche für Gottes Willen hält. Er möchte nicht das Scheusal sein, das alle verachten. Also gibt er sich Mühe, gar nicht erst Verdacht zu erregen. "Ich war der Sohn eines Pastors, und ich wollte meinen inneren Makel ausgleichen, indem ich mich immer und überall wie der bestmögliche Christ benahm", sagt Guay.

Nach einem Jahr Therapie redet er sich dann ein, dass er sich für Frauen interessiert, er hat sogar Freundinnen. "Ich war ein Schauspieler, aber nicht um zu täuschen, sondern weil ich mich so danach sehnte, ein Hetero zu sein", sagt Guay. "Du wünscht dir den Erfolg so sehr, dass du ihn dir wirklich einbildest." Erst nach einer Weile gesteht er sich ein, dass er mit Mädchen noch immer nichts anfangen kann.

Während er seinen Eltern vorspielt, er sei nun ein "Ex-Schwuler", fühlt sich Guay wertlos, von Gott verstoßen. Seinen Groll richtet er auch gegen seinen Vater. Der Therapeut hat ihm die "Ur-Wunde" so eingeredet, dass Guay sich eine vorstellt. "Ich habe es meinem Vater übelgenommen, dass ich so geworden bin", sagt Guay, "es zeigt, dass die Therapie nicht repariert, sondern zerstört." Er hat nicht gelernt, Frauen zu lieben, wohl aber, seinen Vater zu verachten.

Psychologen warnen auch deshalb vor Konversionstherapien, weil sie ungeheuren Erfolgsdruck aufbauen. Die "Patienten" täuschen dann die "Heilung" vor, die zwar nicht möglich ist, jedoch erwartet wird - vom Therapeuten, den Eltern, dem Pastor, oder vom Betroffenen selbst.

Seine Rolle als "Ex-Schwuler" legt Guay im Alter von 20 Jahren endgültig ab, als er sich in einen Mann verliebt. Er studiert an der University of California in Los Angeles, lebt aber noch bei seinen Eltern. Als seine Mutter von der Beziehung erfährt, ist sie entsetzt. "Meine Eltern dachten, ich wolle sie bestrafen", sagt Guay. Sie verlangen, dass er sofort seinen Freund verlässt und sich abermals behandeln lässt. Sonst, sagt sein Vater, müsse er ausziehen.

Der Kult der Ex-Schwulen kämpft derweil mit seinen Widersprüchen. Die zentrale Organisation "Exodus International" tut so, als könnten Schwule durch Gebete und Gruppentherapien zu Heteros werden. Im Jahr 1998 lässt sich John Paulk, ein Exodus-Anführer, für das Magazin Newsweek fotografieren, neben ihm sitzt Ehefrau Anne, mit der er angeblich glücklich verheiratet ist. Zwei Jahre später wird Paulk in einer Schwulenbar gesichtet.

Im Jahr 2013, als die scheinheilige Fassade weiter eingestürzt ist, löst sich Exodus auf. Der letzte Vorsitzende, Alan Chambers, bittet alle um Vergebung, die andere Menschen werden wollten, und "die so viel Scham und Schuldgefühl empfunden haben, weil sich ihre sexuelle Orientierung doch nicht änderte".

Aber die Idee, Menschen könnten "ex-schwul" sein, lebt weiter, und immer neue Organisationen kämpfen dafür. Die Motive sind noch immer meist religiös, aber nach außen geben sich diese Gruppen eher wissenschaftlich. Sie berufen sich nicht auf Gott, sondern auf klinische Studien. Sie drohen nicht mit der Hölle, sondern versuchen mit Statistiken zu beweisen, dass Schwule unglücklich sind und asozial. Mit dieser weltlichen Außendarstellung, die sich teils auf die Medizin und teils auf die Verfassung beruft, rüsten sich die Ex-Schwulen für den vielleicht letzten großen Kampf - jenen mit dem Staat. Weil die Gerichte nicht zu überzeugen sind mit biblischen Höllengemälden, berufen sich Therapeuten wie Pickup lieber auf das Selbstbestimmungsrecht. "Wenn ich wissen will, ob sich ein Patient ändern möchte, frage ich nur einen Menschen", sagt Pickup - "den Patienten selbst." Immer wieder aber scheitern "Ex-Schwule" oder Schwulenhasser selbst an ihren Ansprüchen. Der Psychologe und Geistliche George Alan Rekers etwa, der als Gutachter in Gerichtsprozessen auftritt und Homosexuelle für unzuverlässig erklärt: Im Jahr 2010 verrät ein männlicher Prostituierter, er habe Rekers bei einer Reise begleitet. Rekers behauptet, er habe den jungen Mann bloß eingestellt, um das Gepäck zu tragen, was in den USA für größere Heiterkeit sorgt. Ex-schwule Wortführer weigern sich, in solchen Fällen offensichtlicher Doppelmoral ein systemisches Problem zu sehen, sie erklären es lieber zu individuellem Versagen: Wer schwul ist oder es bleibt, der hat eben nicht mit dem nötigen Ernst versucht, sich zu ändern. James Guay verlässt das Haus seiner Eltern an einem Ostersonntag. Er ist Anfang zwanzig, und es tut weh, aber dem Ultimatum seiner Eltern möchte er sich nicht beugen.

Er zieht nach Berkeley. Heute ist Guay 43 Jahre alt, er lebt und arbeitet in West Hollywood. In seiner Kirche hat man ihn einst gewarnt vor dieser Meile namens "Sunset Strip" mit ihren Rock-Clubs und Schwulenbars. Donna Summer hat das glamouröse, partyfreudige Volk hier einst als "Sunset People" besungen, aber aus Sicht der Evangelicals war es immer nur das "Schwulenghetto".

Guay hat hier etwas anderes entdeckt, schon im Alter von 20 Jahren, als er mit seinem ersten Freund eine Halloween-Party besuchte: Menschen, die ausgelassen sind, im Reinen mit sich. Noch heute leben hier mehr Schwule als woanders, und sie bilden auch die Mehrheit von Guays Patienten. "Anders als in meiner Kindheit habe ich heute das Gefühl, dass mich die Menschen annehmen, die mich umgeben", sagt Guay. Vor allem nimmt er sich nun selbst an, der Selbsthass ist allmählich verflogen.

Auf dem Sterbebett versöhnt sich der Vater plötzlich mit dem Sohn. Das war leider 30 Jahre zu spät

Vor zwei Jahren hat sich Guay mit seinem Vater versöhnt. "Ich weiß nicht, ob ich es dir je gesagt habe, aber du kommst doch in den Himmel", sagt sein Vater kurz vor seinem Tod. "Warum glaubst du denn das plötzlich?", fragt James. Der Vater antwortet, James habe einst Jesus angenommen, und Jesus habe ihm vergeben.

James Guay wundert sich über diese späte Wende. 30 Jahre früher hätte sie sein Leben erleichtert. Hat der Vater erst jetzt die Idee der Nächstenliebe begriffen, oder will er nur Frieden schaffen zwischen sich und Gott und seinem Sohn, bevor er stirbt? Guay erfährt es nicht mehr, aber es ist ihm auch nicht mehr so wichtig. Er fühlt sich nicht mehr abhängig von der Anerkennung seines Vaters oder Gottes.

Drüben in Sun Valley, in der Grace Community Church, predigt Pastor John MacArthur noch immer, dass Eltern einen schwulen Sohn verstoßen sollen, wenn er erwachsen ist: "Du nimmst keine Mahlzeit mit ihm ein. Du überlässt ihn dem Teufel."

Aber Guay verfolgt das nur noch aus der Ferne. Er meidet Kirchen, findet sie beklemmend, und er glaubt, dass ihn die Konversionstherapie traumatisiert hat. Seine Geschichte aber erzählt er ohne Zorn, eher melancholisch und zuweilen so, als müsse er noch immer darüber staunen.

Er kann die Frage nicht beantworten, ob er noch an Gott glaubt, und er sagt, dass er diese Ambivalenz behaglich findet. "Ich bin in einer schwarz-weißen Welt aufgewachsen", sagt er, "heute fühle ich mich wohl, wo es grau ist. Oder bunt."

© SZ vom 02.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: