USA:Obamas Widerwille

Der amerikanische Präsident macht vieles im Kampf gegen den IS richtig; aber oft ist er zu zögerlich.

Von Nicolas Richter

Barack Obama wäre es lieber, wenn es die Konflikte im Irak und in Syrien nicht gäbe, das verrät schon seine Sprache. Er hat die Terrortruppe des Islamischen Staats, die dort wuchert, einst "Jugendmannschaft" genannt und erst kürzlich behauptet, der IS sei "eingedämmt". Wenig später schossen die Schergen des IS in Paris um sich.

Obamas unglückliche Wortwahl sollte nicht vergessen lassen: Gerade wegen seines Widerwillens, in einen neuen Krieg zu ziehen, hat er vieles richtig gemacht. Er sieht den IS als Teil eines größeren politischen Problems; er hat einen Alleingang der USA, gar eine Invasion mit Bodentruppen, vermieden, er hat die Gefahr radikalisierter Kriegsheimkehrer auf die Agenda der UN gesetzt. Obamas Strategie ist nicht schlecht, sie scheitert daran, dass der Präsident sie zu halbherzig umsetzt. Die USA müssen das, was sie tun, konsequenter tun, mehr örtliche Verbündete anwerben; mehr Spezialkräfte schicken; mit Luftschlägen die Öl-Infrastruktur des IS zerstören; die lahme internationale Anti-IS-Koalition antreiben.

Obama will Terror mit kühlem Kopf begegnen, das ist sehr verdienstvoll. Schenkt er den Terroristen aber zu viel Zeit, dann dürfte der IS irgendwann auch die USA angreifen. Wählen die Amerikaner dann auch noch einen Falken ins Weiße Haus, ist das Land schnell zurück in den Jahren der Vergeltung, die es mit George W. Bush hinter sich lassen wollte.

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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