USA:Girl Power

Elizabeth Warren würde gut zu Hillary Clinton passen.

Von Nicolas Richter

Wäre Hillary Clinton kühn, würde sie mit Elizabeth Warren in den Wettbewerb um das Weiße Haus ziehen. Zwei Frauen an der Staatsspitze, das verheißt, wie es auf einem Plakat bei ihrem gemeinsamen Wahlkampfauftritt hieß, maximale "Girl Power". Clinton ist so lange im Geschäft, dass niemand ihre Kandidatur aufregend findet, und das überdeckt manchmal die eigentlich so bemerkenswerte Tatsache, dass Clinton tatsächlich die erste US-Präsidentin wäre. Warren als Vizepräsidentin würde die Botschaft verstärken.

Auch menschlich und politisch wäre Warren die ideale Kampfgenossin. Sie ist viel direkter und angriffslustiger als Clinton und würde jede Attacke des Republikaners Donald Trump mit noch größerer Schärfe kontern. Vor allem steht sie weiter links als Clinton, verkörpert die Sehnsucht nach mehr Gerechtigkeit und jenen Anti-Establishment-Populismus, der vielen Demokraten nach dem Rückzug von Bernie Sanders so fehlen wird. Warren also kann, was Clinton nicht vermag: Sie begeistert und mobilisiert die Partei.

Aber Clinton ist eben weniger kühn als behutsam kalkulierend. Sie dürfte ihre Kandidatur vorsichtig ausbalancieren, mit einem Mann, der ihre Schwäche bei männlichen, weißen Wählern ausgleicht, der für die Südstaaten steht und Clintons Großspender nicht vergrätzt. Das klingt vernünftig, und es passt zu Clintons Charakter. Mit Warren wäre es aufregender.

© SZ vom 29.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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