US-Wahl:Schlamm und Dreck

Nun wird es unappetitlich: Clintons sanfter Sommer ist vorüber.

Von Hubert Wetzel

Hillary Clinton teilt im Wahlkampf Hiebe aus, also sollte sie auch ein paar einstecken können. Es gibt ja genügend Angriffspunkte: Clintons seltsame Praxis, als Außenministerin einen privaten E-Mail-Server benutzt zu haben; oder ihre zweifelhafte Verquickung von Ministerarbeit und Tätigkeit für die Familienstiftung. Beides, da haben ihre republikanischen Kritiker schon recht, zeigt, dass die Clintons die Regeln im Zweifelsfall am liebsten selbst machen. Und dass sie dabei stets darauf achten, nicht zu kurz zu kommen. Aus beidem spricht ein feudales Staats- und Dienstverständnis, das nicht so richtig zu einer modernen Demokratie passt.

Aber Donald Trump wäre nicht Donald Trump, wenn er nicht eine Möglichkeit fände, das Wahlkampfniveau noch ein Stückchen abzusenken. Das hat er nun getan, indem er Clintons Gesundheit zum Thema macht. Denn eines ist sicher: Kein Republikaner, der jetzt mit sorgenvoller Miene darüber redet, hat auch nur einen Deut Ahnung davon, wie es Clinton geht. Ob Clinton krank oder gesund ist, wissen sie und ihre Ärzte. Alles, was Trump oder Rudy Giuliani oder irgendwelche TV-Quacksalber äußern, ist zusammenfantasiertes Zeug, Küchenmedizin.

Gleichwohl wirkt die üble Nachrede. Im Hinterkopf der Wähler wird ein kleiner, ekliger Zweifel eingepflanzt: Clinton - ist die nicht krank? Das reicht. So funktioniert effektiver, dreckiger Wahlkampf.

© SZ vom 24.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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