US-Präsidentschaftswahl:Libertärer US-Kandidat: "Was ist Aleppo?"

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Der libertäre Präsidentschaftskandidat Gary Johnson sorgt mit einem peinlichen Aussetzer für Schlagzeilen (hier ein Archivbild vom Mai 2016). (Foto: AP)

Der Außenseiter Gary Johnson könnte den unpopulären Trump und Clinton die Show stehlen. Doch im TV-Interview zeigt der Ex-Gouverneur noch peinlichere Wissenslücken als Polit-Neuling Trump.

Von Matthias Kolb, Washington

Seien Sie ehrlich: Kennen Sie Gary Johnson? Wenn Ihnen der Name nichts sagt, dann geht es Ihnen wie vielen Amerikanern. Der 63-Jährige war republikanischer Gouverneur in New Mexiko und 2012 der Präsidentschaftskandidat der Libertären. 2016 tritt er wieder an und präsentiert sich als Alternative zu den chronisch unpopulären Hillary Clinton und Donald Trump.

Sein Credo: Wenn mich die Leute erst kennen, dann wählen sie mich auch. Die Gelegenheit ist gut, am Vorabend hatten sich Trump und Clinton zur besten Sendezeit als wenig überzeugende Oberbefehlshaber präsentiert.

In die Schlagzeilen ist der Libertäre, für den auch Mitt Romney Sympathien hegt, mit seinem Auftritt in der MSNBC-Sendung "Morning Joe" gekommen - aber aus den falschen Gründen. Auf die Frage, was er hinsichtlich der Krise in Aleppo tun würde, entgegnet Johnson: "Was ist Aleppo?"

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Also muss Moderator Mike Barnicle Johnson erklären, was der politisch aufmerksame Bürger weiß: Aleppo ist eine Großstadt in Syrien, wo seit Jahren ein Bürgerkrieg herrscht, und "das Zentrum der Flüchtlingskrise". 300 000 Menschen sind dort von der Außenwelt abgeschlossen, da der letzte Versorgungskorridor der Rebellen unterbrochen wurde.

Nach diesem Hinweis sagt Johnson "Ah, hab's verstanden" und setzt zu einer Kritik der Obama-Außenpolitik an. Es sei falsch, auf einen Regimewechsel in Syrien zu setzen (eine interessante, unter Libertären verbreitete Überzeugung). Die widersprüchlichen Allianzen des Westens mit Islamisten und Kurden in Nordsyrien habe zu einem "Chaos" geführt - in Johnsons Augen sollten die USA mit Russland nach einer diplomatischen Lösung suchen. Immerhin lobt er, anders als am Vorabend Trump zumindest nicht Wladimir Putin.

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Um sich für die TV-Debatten der Präsidentschaftskandidaten zu qualifizieren, muss Johnson in Umfragen auf mindestens 15 Prozent kommen ( bisher liegt er bei zehn bis 13 Prozent). Zumindest ist ihm die Aufmerksamkeit an diesem Tag sicher - selten spielte Aleppo eine so große Rolle in den US-Medien wie am Donnerstag.

Johnson gibt später zu, er habe bei der Aleppo-Frage einen "Aussetzer" gehabt und dass dies im Wahlkampf wohl noch öfter vorkommen könnte. Natürlich müsse er besser werden und dazu lernen, so Johnson. In einer sehr ehrlichen Mitteilung kündigt er an, sich mit den richtigen Leuten zu umgeben, um als Präsident schließlich kompetent urteilen zu können.

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Und in einem weiteren TV-Interview, dieses Mal in der ABC-Sendung "The View", präsentiert sich Gary Johnson erstaunlich unehrgeizig und unverkrampft für einen Mann, der ins Weiße Haus will: "Wenn jemand den Aleppo-Aussetzer als Beweis ansehe, dass ich nicht Präsident werden sollte, dann ist das eben so."

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