Obama reist durch Mittleren Westen:Raus aufs Land, raus aus der Krise

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Wider den Lärm der Republikaner: US-Präsident Obama reist hemdsärmelig durch den Mittleren Westen, um endlich wieder gute Schlagzeilen zu bekommen. Seine politischen Gegner versuchen lautstark, die Reise zu verunglimpfen, doch der Präsident erhält Schützenhilfe beim Thema Steuern - ausgerechnet vom zweitreichsten Bürger des Landes.

Der US-Präsident reist in schwarz. Keine Aufkleber, keine Werbesprüche, dafür schwarzer Hochglanzlack und schwarz getönte Fenster: Der Bus, mit dem Barack Obama gerade durch den Mittleren Westen fährt, könnte ohne weiteres der Tourbus von Marilyn Manson sein. Dabei will Obama Hoffnung verbreiten und seinen ramponierten Ruf aufpäppeln.

Nach dem zermürbenden Schuldenstreit mit den Republikanern, dem folgenschweren Verlust der Top-Note AAA bei der Ratingagentur Standard & Poor's und angesichts der schwächelnden Konjunktur hat Obama positive Schlagzeilen bitter nötig. Der Präsident tut sich schwer, in dem irrationalen Lärm der Republikaner zu den Bürgern durchzudringen.

Die Busreise soll endlich wieder Bilder und Botschaften verbreiten, die den Demokraten in der Rolle zeigen, die ihn einst ins Weiße Haus gebracht hat: Obama als hemdsärmeliger Macher und Mann des Ausgleichs, als starker Rhetoriker und sympathischer Durchschnittsamerikaner, der mit Kindern herumalbert.

Natürlich nutzt der inzwischen 50-Jährige die Gelegenheit, um gegen die Republikaner und ihre Haltung im Schuldenstreit zu poltern, doch zugleich verkündet er, froh zu sein, aus Washington herausgekommen und im Land unterwegs zu sein.

In Iowa, dem zweiten Stopp nach Minnesota, kündigt der Präsident dann ein Programm zur Förderung der schwachen Konjunktur an. Er werde dem Kongress im September einen "sehr spezifischen Plan vorlegen, um das Wirtschaftswachstum zu stärken, Arbeitsplätze zu schaffen und unser Defizit unter Kontrolle zu bekommen".

Warren Buffett: Höhere Steuern für die Superreichen

Diese Themen, das ahnt Obama, werden darüber entscheiden, ob die Amerikaner ihn für eine zweite Amtszeit ins Weiße Haus wählen. Der Streit mit den Republikanern geht im Kern darum, wie die Sanierung des US-Haushalts zu finanzieren ist. Die Republikaner wollen nur sparen, vor allem am Sozialstaat. Obama und seine Demokraten wollen auch die Steuern, vor allem für Reiche, anheben.

Unverhoffte Unterstützung erhält Obama in dieser entscheidenden Frage von US-Milliardär Warren Buffett. In einem Kommentar für die New York Times fordert der legendäre Investor und Chef der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway eine höhere Besteuerung der Reichen. Es sei höchste Zeit, die Opfer zur Finanzierung des Staates und den dringlichen Schuldenabbau gerechter zu verteilen.

Buffett rechnet vor: Sein Steueraufkommen mache 17,4 Prozent seines Einkommens aus, seine 20 Mitarbeiter müssten aber mit 33 bis 42 Prozent einen deutlich höheren Anteil zahlen. "Meine Freunde und ich sind lange genug von einem Milliardärs-freundlichen Kongress verhätschelt worden", schreibt der 80-Jährige. "Es ist Zeit, dass die Regierung mit der Verteilung der Opfer Ernst macht."

Der Aufruf löste landesweit ein breites Echo aus. Bis zum Montagnachmittag war der Artikel das am meisten diskutierte Thema im Kurznachrichtendienst Twitter, weltweit bezog sich ungefähr jeder 500. Tweet auf #Buffett (beziehungsweise in der falschen Schreibweise #Buffet). Obama nimmt die Steilvorlage dankbar auf. Die Bürger in den kleinen Städten Amerikas verdienten sicherlich nicht so viel wie Buffett, zahlten aber mehr als der Milliardär, sagt Obama in Minnesota.

Die Republikaner schweigen zu Buffett und halten sich lieber an Obamas schwarzen Bus. Mitt Romney, einer der möglichen Herausforderer Obamas im Präsidentschaftswahlkampf 2012, nennt die Reise "Magical Misery Bus Tour", Eric Cantor, republikanischer Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, "No Jobs Tour" und das Republican National Committee "Debt-End Tour".

Die Parteiorganisation der Republikaner widmet der präsidialen Reise sogar eine eigene Website samt Video. Darin rechnen die Republikaner vor, wie viele Arbeitsplätze seit Obamas Amtsantritt in den Bundesstaaten verloren gegangen sind, die der Präsident nun besucht.

Das Video, unterlegt mit dramatischer Musik, düsteren Bildern und einfachen Botschaften, gibt einen Vorgeschmack auf den Wahlkampf, auf den sich Barack Obama einstellen muss.

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