US-Politik:Münzwurf entscheidet über Mehrheit in Virginia

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Mitglieder der Auszähl-Kommission begutachten den Wahlzettel, der aus einem Sieg für eine Demokratin einen Los-Entscheid macht. (Foto: AP)
  • Ein Nachzähl-Drama in Virginia ergibt zunächst zwei unterschiedliche Sieger, am Ende ein Unentschieden.
  • Damit entscheidet der Zufall über die Mehrheit im Virginia House of Delegates.
  • Die Republikaner haben nach der Wahl aktuell mit 50:49 Abgeordneten eine hauchdünne Mehrheit.

Von Johannes Kuhn, Austin

Die USA leben in unruhigen Zeiten. Die politische Zukunft des Landes zu prognostizieren, gleicht einem Glücksspiel.

Im Unterhaus von Virginia ist das wörtlich zu verstehen.

Noch in der letzten Wahlperiode lagen die Republikaner hier deutlich vorne, sie stellten 66 Abgeordnete, die Demokraten nur 34. Nach der Wahl schmolz dieser Vorsprung auf einen einzigen Sitz zusammen, es stand 50 zu 49. Eine Stimme war noch nicht ausgezählt. Im 94. Bezirk war der Republikaner David Yancey gegen seine demokratische Herausforderin Shelly Simonds angetreten. Das Rennen ging in die Verlängerung, weil Yancey der ersten Auszählung zufolge mit nur zehn Stimmen vorne lag. Also wurde noch einmal nachgezählt.

Am Dienstag dieser Woche schritt die Wahlkommission zur Tat. Das Ergebnis: 11 608 zu 11 607 Stimmen - für die Demokratin Simonds. Eine einzige Stimme sorgte also für ein 50:50-Patt im Abgeordnetenhaus. Die Demokraten jubelten und begannen von Gesetzen wie der Erhöhung des Mindestlohns zu träumen. Die Republikaner gratulierten und ärgerten sich über den Verlust der vollständigen parlamentarischen Kontrolle im Bundesstaat nach 17 Jahren.

Doch dann kam alles anders.

Der Zufall soll nun entscheiden

Am Mittwoch sollte ein dreiköpfiges Richter-Gremium dann das Ergebnis zertifizieren. Doch zu diesem Zeitpunkt diskutierte die Wahlkommission bereits über einen Wahlzettel, der am Tag davor nicht gewertet wurde, weil beide Kandidaten angekreuzt wurden. Allerdings ist der typische Wahl-"Punkt" bei Shelly Simonds durchgestrichen.

Die Richter entschieden nach zweistündiger Betrachtung: die Stimme zählt. Für Yancey. Unentschieden.

Unentschieden gibt es in Wahlen nur selten, doch das Wahlgesetz von Virginia regelt auch das: Der Zufall soll nun entscheiden. In den kommenden Wochen soll die Wahlkommission öffentlich losen oder eine Münze werfen, um Yancey oder Simonds den Sitz zuzusprechen.

Was aber nicht das Ende der Geschichte sein wird: Denn der Verlierer darf eine weitere Nachzählung verlangen.

Bis zum 13. Januar, wenn der neue demokratische Gouverneur von Virginia, Ralph Northam, sein Amt antritt, sollte zumindest dieser Bezirk einen neuen Abgeordneten haben. Doch auch zwei weitere Wahlkreise zählen gerade die Stimmen nach. In einem Fall haben die Demokraten bereits vor einem Bundesgericht Neuwahlen beantragt. Mehr als 100 Wähler hatten versehentlich Abstimmungszettel für einen anderen Wahlkreis erhalten.

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