Unruhen im Jemen:Präsident Salih bei Granatenangriff verletzt

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Der jemenitische Präsident Ali Abdullah Salih ist beim Beschuss seines Palastes in Sanaa verletzt worden. Auch mehrere Minister werden verwundet. Am Abend wendet sich der Präsident in einer Ansprache an das Volk und macht einen verfeindeten Clan für den Angriff verantwortlich. In Syrien lässt Präsident Assad erneut auf Demonstranten schießen.

Bei einer Attacke auf seine Residenz ist der jemenitische Präsident Ali Abdullah Salih leicht verletzt worden. Salih wurde am Freitag während eines Gebetes, das er mit anderen Politikern in einer Moschee neben dem Palast verrichtete, von einem Granatsplitter am Kopf getroffen. Das sagte einer seiner Vertrauten dem Nachrichtensender Al-Arabija.

Ein Parlamentssprecher sagte, dass auch der Ministerpräsident Ali Mohamed Mudschawar, der Parlamentspräsident Jahja al-Rai, Vize-Ministerpräsident Raschad al-Alimi, mehrere Minister sowie weitere Politiker verletzt worden seien. Nach Angaben aus dem Umfeld des Präsidenten starben bei dem Angriff sieben Menschen.

Laut Augenzeugen hatte die Republikanische Garde, die loyal zu Präsident Salih steht, zuvor die Häuser von General Mohsen al-Ahmar und des Oppositionspolitikers Scheich Hamid al-Ahmar angegriffen. Die Anhänger der beiden Männer hätten daraufhin zum Gegenschlag ausgeholt.

"Dies war ein Attentatsversuch und er ist fehlgeschlagen. Seiner Exzellenz dem Präsidenten geht es gut und er wird bald vor die Presse treten", sagte Jassir al-Jamani, ein Parteigänger des Präsidenten in einem Interview mit dem Fernsehsender al-Arabija. Er widersprach damit dem Bericht eines Senders der Opposition, demzufolge Salih bei dem Angriff getötet worden sei. Salih werde in einem Militärkrankenhaus behandelt und sich schnell erholen.

Tatsächlich wandte sich der Präsident am Freitagabend an die Öffentlichkeit: Jemens Staatsfernsehen strahlte allerdings nur eine Audio-Botschaft aus. Nach dem Angriff auf Salihs Residenz hatte es noch geheißen, der Präsident werde im Fernsehen auftreten. Salih machte in der Ansprache eine "Bande von Gesetzlosen" für den Angriff verantwortlich. Mit den Protesten der jungen Menschen im Land habe der Vorfall nichts zu tun. Der seit 1978 herrschende Diktator drohte seinen Gegnern nach dem Anschlag blutige Rache an.

In Sanaa hatten Sicherheitskräfte heute erneut auf Demonstranten geschossen, die den Rücktritt Salihs verlangten. Dabei wurden nach Beobachtungen von Zeugen mindestens sieben Menschen verletzt. In anderen Teilen der Hauptstadt lieferten sich Stammeskämpfer und Spezialeinheiten der Armee Feuergefechte um die Kontrolle von Regierungsgebäuden.

Auch aus der Stadt Tais im Süden des ärmsten Landes der Arabischen Halbinsel wurden Explosionen gemeldet. Oppositionsgruppen berichteten, Sicherheitskräfte hätten diese Woche 50 Regierungsgegner getötet. Seit Beginn der Erhebung gegen den seit mehr als 30 Jahren autoritär regierenden Salih sind damit mehr als 350 Menschen ums Leben gekommen.

Proteste in Syrien - mehrere Tote

Auch anderswo in der arabischen Welt kam es nach den Freitagsgebten zu massiven Protesten, darunter in Syrien. Zehntausende Demonstranten gingen gegen die autoritäre Regierung von Baschar al-Assad auf die Straße. Das Regime blockierte in weiten Teilen von Syrien den Zugang zum Internet und ließ erneut Orte beschießen, die als Zentrum der Revolte gelten.

Bei einer der größten Kundgebungen in der Stadt Hama haben Sicherheitskräfte nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten auf Demonstranten geschossen und mehr als 50 Menschen getötet. Dutzende wurden demnach verletzt. Das syrische Staatsfernsehen sprach von drei Todesopfern in Hama. Die "Saboteure" seien bei Zusammenstößen mit der Polizei getötet worden, nachdem sie ein Regierungsgebäude in Brand gesetzt hätten.

Die Opposition hatte für Freitag erneut zu Demonstrationen aufgerufen, um an die fast 30 Kinder zu erinnern, die von Regierungskräften während der Proteste getötet wurden. In dieser Woche waren auf der Videoplattform YouTube Aufnahmen von der Leiche eines 13-jährigen Jungen aufgetaucht, der von Sicherheitskräften gequält und erschossen worden sein soll. Der Junge wurde seitdem zu einem Symbol des syrischen Aufstands. Während der Demonstrationen trugen viele Menschen sein Bild durch die Straßen.

In Daraa, wo der Aufstand begann, riefen die Demonstranten "Kein Dialog mit den Mördern von Kindern", sagte ein Aktivist. Sie bezogen sich damit auf ein Dekret von Assad zur Einsetzung eines Ausschusses, der einen nationalen Dialog zur Beendigung der Krise anführen soll.

Zu gewaltsamen Protesten kam es auch in Bahrain: Nach Angaben von Augenzeugen gingen Polizisten mit Tränengas und Schlagstockeinsatz gegen Demonstranten, die zum zentralen Perlenplatz gelangen wollten. Der Platz war bis vor Kurzem das Herz der Protestbewegung gegen das sunnitische Königshaus.

Allerdings besteht nach Wochen der Konfronatation jetzt erstmals Hoffnung auf eien Entspannung der Lage: Eine Sprecherin des Informationsministeriums in Manama erklärte: "Wir müssen aus den Fehlern lernen, die von den verschiedenen Parteien begangen wurden." Vier Oppositionsparteien hatten am Donnerstag das Angebot von König Hamad bin Issa al-Chalifa für einen "nationalen Dialog" begrüßt.

König Hamad bin Issa al-Chalifa hatte am Dienstag zu einem Dialog aller politischen Gruppierungen aufgerufen. Die Proteste, die von den Sicherheitskräften mit Gewalt beendet worden waren, haben dem Königreich wirtschaftlich sehr geschadet.

© Reuters/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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