Umweltpolitik:Tonne für Tonne

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Andere Zeiten: Als Klaus Töpfer (CDU), damals Bundesumweltminister, 1988 durch die Fluten des Rheins kraulte, war noch nicht abzusehen, welchen Stellenwert der Klimaschutz auch in der Union einmal einnehmen würde. (Foto: Roland Witschel/dpa)

Das Umweltministerium feiert sich zum 30-jährigen Bestehen. Die Feier zeigt, wie sich die Herausforderungen im Naturschutz seither verändert haben.

Von Michael Bauchmüller

Die Wette mit dem Rhein hängt Klaus Töpfer immer noch nach. "Den Jüngeren kann ich nur sagen: Lasst die Finger davon", sagt der einstige Bundesumweltminister. 1988 war er bei Mainz in den Rhein gesprungen und hatte ihn einmal durchquert - ein schnöder Wetteinsatz. "Das kapiert aber nicht einer", sagt er heute. "Die sagen alle: Damit will er beweisen, wie sauber der Rhein ist." Doch um dessen Qualität war es damals, knapp zwei Jahre nach der Sandoz-Katastrophe, nicht sonderlich gut bestellt.

30 Jahre später sind die Probleme andere, auch Angela Merkel weiß das. Als ehemalige Umweltministerin zählt sie, wie Töpfer auch, zu den Hauptdarstellern in der Geschichte des Ministeriums. An diesem Montag wurde es 30 Jahre alt. Mittlerweile ist es der Klimavertrag von Paris, der das Haus fordert - der Abbau von Gigatonnen an Treibhausgas-Emissionen. "Jetzt muss es eben Tonne für Tonne erbracht werden", sagt Merkel schlicht. "Da müssen wir ganz schön arbeiten." Schließlich müsse man nun auch dem Arbeiter in der Lausitz erklären, wie er mit dem Ende der Braunkohle klarkommen sollte. Aber das ist nun Sache von Barbara Hendricks, der derzeitigen Umweltministerin. "Das werden noch dicke Bretter", sagt sie.

Es bleiben ungelöste Fragen

Die haben auch viele jener Vorgänger gebohrt, die an diesem Montag versammelt sind. Jürgen Trittin, der bislang einzige grüne Bundesumweltminister, musste unter anderem einen Atomausstieg aushandeln, sein Nachnachfolger Norbert Röttgen (CDU) ihn wieder rückgängig machen - wider Willen. "Ich habe gegen die Laufzeitverlängerung gekämpft", sagt er in einer kurzen Diskussionsrunde. "Und dass es dann so kam, war eine Niederlage." Neben ihm steht ausgerechnet sein Parteifreund Peter Altmaier. Er folgte auf Röttgen, den Merkel nach dessen Wahlschlappe in Nordrhein-Westfalen abserviert hatte. Es ist eine der weniger netten Geschichten aus 30 Jahren Umweltministerium. Als vier ehemalige Minister zusammen mit Hendricks für ein Foto eine Geburtstagstorte anschneiden, tritt Röttgen nicht ins Bild.

Und es bleiben ungelöste Fragen. Die Suche nach einem Endlager etwa treibt den einstigen Umweltminister Sigmar Gabriel heute noch um. Gelinge es nicht, in den nächsten 20 Jahren eines zu finden, locke "die große Falle", den Atommüll in den Weiten Russlands zu lagern. Das wäre dann Thema beim 50. Geburtstag.

© SZ vom 07.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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