Tschad:Schwere Kämpfe in der Hauptstadt

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Die Lage im Tschad spitzt sich weiter zu: Hunderte Rebellen sind in die Hauptstadt N'Djamena vorgerückt und dort mit Regierungstruppen zusammengestoßen. Nun beginnt die Evakuierung von Ausländern aus dem zentralafrikanischen Land.

Im zentralafrikanischen Tschad sind am Samstag mehrere hundert Rebellen in die Hauptstadt N'Djamena vorgerückt. Sie stießen bei ihrem Vorstoß zum Präsidentenpalast mit Regierungstruppen zusammen. Augenzeugen berichteten von Plünderungen, Schusswechseln und Explosionen.

Patrouillierende Soldaten im Tschad im November 2007: Nun kämpfen Rebellen und Truppen um die Hauptstadt (Foto: Foto: AFP (Archiv))

Die Rebellen-Allianz, die seit Jahren auf den Sturz von Präsident Idriss Deby hinarbeitet, meldete die Einnahme der Stadt, was die Regierung aber zurückwies. Über mögliche Opfer gab es zunächst keine Angaben. Der Sender Al Arabija berichtete indes, bei einem Bombenanschlag auf den Wohnsitz des saudischen Botschafters im Tschad seien eine Mitarbeiterin der Botschaft und deren Tochter getötet worden.

Angesichts der Zuspitzung der Lage im Tschad werden die ersten Ausländer am Samstagabend ausgeflogen, wie das französische Verteidigungsministerium bekanntgab. Bislang wollten rund 200 Ausländer das Land verlassen, hieß es. Der erste Flug starte in der Hauptstadt N'Djamena und soll nach Libreville in Gabun führen.

Tschads Außenminister Ahmat Allam-mi warf dem Sudan vor, hinter der Offensive der Rebellen zu stecken. Der Sudan wolle damit die Stationierung einer EU-Friedenstruppe im Osten des Landes verhindern. Der Tschad hat dem Sudan wiederholt vorgeworfen, Rebellen zu unterstützen. Der Sudan bestreitet das und wirft seinerseits dem Tschad vor, Rebellenbewegungen in der sudanesischen Region Darfur zu stärken.

Am Freitag hatten sich die Rebellen bereits nordöstlich der Stadt schwere Kämpfe mit Regierungstruppen geliefert. "Die Kampf um N'Djamena hat begonnen", hieß es auf einer Internetseite der tschadischen Opposition. Zahlreiche Zivilisten würden die Hauptstadt bereits verlassen, hieß es, sie flüchteten in Richtung der kamerunischen Grenze.

Afrikanische Union verurteilt die Gewalt

Überschattet von der Gewalt in Kenia und im Tschad ging am Samstagabend in Addis Abeba der Gipfel der Afrikanischen Union zu Ende. In der Schlusserklärung verurteilten die afrikanischen Staats- und Regierungschefs die Angriffe der tschadischen Rebellen auf die Hauptstadt und verlangten ein "sofortiges Ende der Angriffe und des daraus entstehenden Blutvergießens".

Die 53 Mitglieder der Organisation gaben bekannt, sie hätten den kongolesischen Präsidenten Denis Sassou-Nguesso und den libyschen Staatschef Muammar el Gaddafi mit einer Mission beauftragt, "eine friedliche Verhandlungslösung der Krise" zu suchen.

Vorbereitungen zur Evakuierung

Die Bundesregierung hat nach eigenen Angaben bereits Sicherheitsvorkehrungen getroffen. "Wir beobachten die Situation im Tschad mit größter Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit unseren europäischen Partnern haben wir uns auf Evakuierungsmaßnahmen vorbereitet", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes auf Anfrage.

Nach Regierungsangaben hält sich derzeit eine niedrige dreistellige Zahl Bundesbürger dauerhaft im Tschad auf. Davon wolle jedoch im Ernstfall nur ein Teil evakuiert werden. Die USA ordneten unterdessen an, die Familien ihrer Botschaftsangehörigen und einzelne Angestellte auszufliegen.

Die UNO setzte die Verlegung ihrer Mitarbeiter aus dem Tschad fort. Die Vereinten Nationen wollten am Samstag 51 ihrer Angestellten aus dem afrikanischen Staat ausfliegen, wie ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Genf sagte.

Derzeit erhalte die UNO aber keine Landeerlaubnis für N'Djamena, deshalb müssten andere Wege gefunden werden. So waren am Freitag 53 UN-Mitarbeiter aus dem Tschad nach Kamerun gebracht worden, wie eine Sprecherin des Welternährungsprogramms erklärte.

© AP/Reuters/AFP/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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