Terrorismus:Zweites Droh-Video gegen Deutschland

Lesezeit: 2 min

Binnen weniger Tage ist ein weiteres Video des Terrornetzwerks al-Qaida aufgetaucht - mit Drohungen gegen Deutschland. Die Behörden halten es für echt.

Die Anspannung ist spürbar. Wo sonst vor dem Jüdischen Museum in Berlin die Polizisten entspannt mit Passanten plaudern, patrouillieren die Beamten nun mit schwarzen Maschinenpistolen. Auch an Flughäfen und großen Bahnhöfen gehört die massive Bewaffnung in den nächsten Wochen zum neuen Bild.

Die Gefahr ist abstrakt, aber sie hat eine neue Qualität, heißt es in Sicherheitskreisen. Zwei neue Videos des mutmaßlichen al-Qaida-Terroristen Bekkay Harrach erhöhen die Nervosität.

Das erste Video war am Freitag aufgetaucht. Am Sonntag nun meldete sich der aus Marokko stammende Harrach, der als höchst intelligent und als Bewunderer Osama bin Ladens gilt, mit einer weiteren Botschaft zu Wort.

Die deutschen Sicherheitsbehörden halten das Video für echt, wie eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte. Laut BKA ist darin keine konkrete Anschlagsdrohung enthalten.

Möglicherweise handelt es sich laut Bundesanwaltschaft eher um eine "Art Missionierungs-Video". Offenbar wurde die Botschaft erst am heutigen Sonntag im Internet entdeckt. Ob sie tatsächlich erst jetzt eingestellt wurde, war aber zunächst unklar.

Das Video vom Sonntag ist im Gegensatz zum Video vom Freitag auf der Propaganda-Plattform von al-Qaida, as-Sahab, veröffentlicht worden. Es trägt den Titel "O Allah, ich liebe dich". Diesmal ist der 32 Jahre alte ehemalige Student der Wirtschaftsmathematik nur vermummt zu sehen. Das Video zeigt ein Standbild von Harrach mit bedecktem Gesicht, während eine Tonaufnahme läuft.

Laut Bundesinnenministerium wird es derzeit im gemeinsamen Internet-Zentrum der Sicherheitsbehörden ausgewertet. "In der Aussage reiht es sich ein in frühere Videobotschaften islamistischer Kreise", sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums. "Wir haltes es für authentisch."

Besonders das am Freitag aufgetauchte Video sei eine eindeutige Ansage vor der Bundestagswahl, heißt es. Es kommt zunächst wenig bedrohlich daher. Der 32 Jahre alte ehemalige Student der Wirtschaftsmathematik steht vor einem roten Samtvorhang. Er trägt schulterlanges, gegeltes Haar, gekleidet ist er mit Anzug und hellblauer Krawatte.

In dem Video vom Freitag erklärt Harrach, dass Deutschland sofort seine 4200 Soldaten zurückholen soll. "Sollte allerdings das deutsche Volk seine zur Auswahl stehenden Parteien nicht mehrheitlich dazu bewegen wollen, die deutschen Soldaten aus Afghanistan abzuziehen, dann wird es nach den Wahlen ein böses Erwachen geben", sagt er darin.

Es ist die insgesamt vierte Botschaft von Harrach in diesem Jahr.

Zwar seien die neuen Drohungen erstmals auf einen festen Zeitrahmen rund um die Bundestagswahl bezogen. Aber zugleich gilt: Über konkrete Anschlagsplanungen - etwa auf das Münchner Oktoberfest - soll bisher nichts bekannt sein. Es besteht kein Grund zur Panik, betonte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).

© sueddeutsche.de/dpaAFP/AP/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: