Mord verjährt nicht und so mühen sich seit fast dreißig Jahren Generationen von Kriminalisten und Bundesanwälten die nicht oder nur teilweise aufgeklärten Morde der dritten Generation der RAF aufzuklären. Keine Klarheit gibt es weiterhin bei den Morden an sechs Männern: Ernst Zimmermann, Chef des Rüstungskonzerns MTU, erschossen am 1.2.1985, Karl Heinz Beckurts, Siemens-Manager, und sein Fahrer Eckhart Groppler, in die Luft gesprengt am 9.7.1986, Gerold von Braunmühl, Beamter im Auswärtigen Amt, erschossen am 10.10.1986, Alfred Herrhausen, Sprecher der Deutschen Bank, ermordet am 30.11.1989, Detlev Karsten Rohwedder, Treuhandchef, erschossen am 1.4.1991.
Vor fast zehn Jahren erstellten das Bundesamt für Verfassungsschutz und das Bundeskriminalamt eine Liste der Tatverdächtigen bei RAF-Anschlägen für die Zeit von Mitte der Achtzigerjahre bis 1991. Ob die Liste irgendetwas mit der Realität zu tun hatte, ist unklar. Auch haben die Hoffnungen auf weitere Spuren durch Genanalysen im Fall RAF offenbar keine neuen Erkenntnisse gebracht. Das mag auch daran liegen, dass die dritte Generation der RAF, zu der alle Mitglieder nach 1984 zählen, absolut konspirativ ans Werk ging. Um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, versiegelten die RAF-Terroristen ihre Handflächen mit Wundspray und stellten vor Anschlägen aufwendige Sicherheitsanalysen an.
"Sie wissen nicht viel über uns, sie haben nie wirklich durchgeblickt", verhöhnte die RAF schon vor ihrer Auflösung im Jahr 1998 Polizei und Justiz: Der Staatsschutz etwa habe "eine künstliche Wirklichkeit aufgebaut". Ob all die unaufgeklärten Morde jemals aufgeklärt werden können, ist sehr ungewiss. Das Bundeskriminalamt fahndet offiziell nach drei ehemaligen Mitgliedern der RAF: Ernst-Volker Staub, Daniela Klette, Burkhard Garweg. Und: Es gibt weiterhin einen Haftbefehl gegen Friederike Krabbe, die seit Ende der Siebzigerjahre in Bagdad gewohnt haben soll und 2003 dort verschwunden ist.