Terror in Großbritannien:Chronologie des Terrorismus in Großbritannien

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Am Montag starben bei einer Explosion während eines Konzerts in Manchester 22 Menschen. Die Polizei geht von einem Selbstmordattentat aus. (Foto: imago/PA Images)

Autobomben und Selbstmordattentate in U-Bahnen: Großbritannien ist schon oft Ziel von Terror gewesen. Der Anschlag an der London Bridge ist das dritte Attentat in diesem Jahr.

Von Olivia Kortas

Bereits in den 70er- und 80er-Jahren erschütterte die Terrorgruppe IRA Großbritannien mit Anschlägen. Nach den Anschlägen auf das World Trade Center haben auch islamistisch motivierte Taten das Land getroffen. Eine Chronologie terroristischer Taten in Großbritannien seit dem 11. September 2001:

4. Juni 2017: Anschlag auf London Bridge und Borough Market

Ein Transporter rammt auf der London Bridge Fußgänger, drei Männer mit Messern verlassen das Fahrzeug und greifen in Bars und Restaurants im nahen Viertel Borough Market Menschen an. Sieben Personen werden getötet, etwa 50 verletzt. Die Angreifer werden binnen acht Minuten von der Polizei erschossen. Die Behörden sprechen von "Terrorvorfällen", die Verantwortung für die Tat übernimmt zunächst jedoch niemand.

22. Mai 2017: Anschlag auf Popkonzert in Manchester

Bei einem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande explodiert laut Angaben der Polizei ein selbstgebauter Sprengsatz. Die Polizei geht von einem Selbstmordattentäter aus, er soll bei der Explosion ums Leben gekommen sein. Unter den 22 Toten und mindestens 60 Verletzten sind auch Kinder. Noch ist wenig über die Hintergründe bekannt.

22. März 2017: Terroranschlag am Westminster Palace

Der 52-jähriger Brite Khalid Masood rast mit seinem Geländewagen in eine Menschenmenge im Londoner Parlamentsviertel. Er steigt am Westminster Palace, dem Sitz des britischen Parlaments, aus dem Wagen und sticht auf einen Polizisten ein, der später seinen Verletzungen erliegt. Die Kollegen des Polizeibeamten erschießen den Angreifer. Masood habe nach Erkenntnissen der Ermittler keine direkten Verbindungen zu islamistischen Terrormilizen gehabt. Er sei zum Islam konvertiert und habe sich während seiner Zeit in Saudi-Arabien radikalisiert. Bei dem Anschlag sterben vier Menschen, 20 werden verletzt.

16. Juni 2016: Ermordung der Labour-Politikerin Jo Cox

Die Parlamentsabgeordnete Jo Cox wird auf offener Straße in ihrem nordenglischen Heimatort Birstall attackiert. Ein 53-jähriger, rechtsextremer Mann schießt und sticht mehrfach auf die Labour-Politikerin ein. Cox hatte sich während des Brexit-Wahlkampfs für den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union ausgesprochen. Sie stirbt an den Folgen des Attentats.

4. März 2016: Bombenanschlag auf Gefängnisbeamten durch Dissidenten

Der Gefängnisbeamte Adrian Ismay stirbt durch eine Bombe im Osten der nordirischen Stadt Belfast. Mitglieder der Real IRA hatten den Sprengsatz an seinem Auto befestigt.

5. Dezember 2015: Messerattacke in Londoner U-Bahn

Ein Mann sticht auf drei Menschen in einer U-Bahn-Station im Osten Londons ein und schreit: "Dies ist für Syrien!". Er verletzt eines der Opfer schwer.

22. Mai 2013: Ermordung eines Soldaten durch islamistische Extremisten

Lee Rigby, 25-jähriger Infanterist der British Army, wird von zwei islamistischen Extremisten im Londoner Stadtteil Woolwich ermordet. Die Täter fahren Rigby mit einem Auto an, springen aus dem Wagen und töten den Verletzten mit einem Fleischerbeil und Messern. Einer der Täter erzählte später während des Prozesses, sie hätten vor dem Mord lange nach einem Soldaten gesucht, an dem sie Rache nehmen konnten für die Muslime, die durch britische und westliche Soldaten getötet würden.

2. April 2011: Bombenanschlag auf nordirischen Polizeibeamten

Ein nordirischer Polizeibeamter stirbt durch eine Bombe, die Anhänger der Terrorgruppe Real IRA unter sein Auto gelegt haben.

7. März 2009: Ermordung zweier Soldaten durch Mitglieder von Real IRA

Mitglieder der nordirischen Terrorgruppe Real IRA erschießen zwei junge Soldaten vor einer Kaserne in Nordirland. Zwei Tage später stirbt ein Polizeibeamter im nordirischen Craigavon durch die Schüsse von Real-IRA-Schützen.

22. Mai 2008: Versuchter Anschlag in Café durch Konvertiten

Ein 22-jähriger Brite, der zum Islam konvertiert ist, sucht die Toiletten eines Cafés in Exeter im Südwesten Englands auf, um eine selbstgebaute Bombe zu zünden. Er zieht sich dabei selbst schwere Verletzungen im Gesicht zu. Es gibt keine weiteren Verletzten.

30. Juni 2007: Gescheiterter Anschlag auf schottischen Flughafen

Al-Qaida-Anhänger versuchen einen Tag später, mit einem mit Gaskanistern und Sprengstoff beladenen Wagen in die Terminalhalle des Flughafens von Glasgow einzudringen. Der Jeep wird von Pollern gestoppt und geht in Flammen auf. Einer der beiden Täter stirbt einen Monat nach dem versuchten Anschlag, fünf Menschen erleiden leichte Verletzungen.

29. Juni 2007: Al-Quaida-Sprengsätze im Herzen Londons

Zwei Autobomben, gefüllt mit Benzin, Gaszylindern und Nägeln, werden in der Nähe von Nachtclubs im Herzen Londons gefunden. Die Sprengsätze der Terrorgruppe al-Qaida hätten vielen Menschen das Leben kosten sollen. Doch sie zünden nicht.

21. Juli 2005: Fehlgeschlagenes zweites Attentat auf den Nahverkehr

Nur drei Wochen nach diesen Selbstmordattentaten versuchen vier Islamisten, weitere Bombenanschläge auf den Nahverkehr der Hauptstadt zu verüben. Doch ihre selbstgebauten Sprengsätze zünden nicht, verletzt wird niemand.

7. Juli 2005: Selbstmordattentate in U-Bahnen und einem Bus

Eine Serie islamistischer Selbstmordattentate in drei Londoner U-Bahn-Zügen und einem Doppeldeckerbus während der morgendlichen Hauptverkehrszeit zielt auf Zivilisten ab. Die vier Täter reißen 52 Menschen in den Tod, über 700 weitere werden verletzt. In Großbritannien ist es bislang der Anschlag mit den meisten Opfern.

3. November 2001: Die nordirische Terrorgruppe Real IRA

Lange Zeit steht Terror in Großbritannien meist im Zusammenhang mit dem Konflikt um Nordirland. Die nordirische Terrorgruppe Real IRA, eine Splittergruppe der irisch-republikanischen Armee (IRA),verübt jahrzehntelang Anschläge, ihre Ziele sind oft Soldaten oder Zivilisten. Am 3. November 2001 explodiert im Zentrum der englischen Stadt Birmingham eine Autobombe, die Mitglieder von Real IRA dort platziert hatten. Es wird niemand verletzt.

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