Syrien:Wie Waffenruhe geht

Die Islamisten ausschließen?Scheitern wäre programmiert.

Von Paul-Anton Krüger

Frieden in Syrien oder zumindest einen Waffenstillstand wird es nur geben, wenn alle maßgeblichen bewaffneten Gruppen darin eingebunden sind. Die Dschihadisten des Islamischen Staats haben kein Interesse am Ende dieses Krieges, und auch die Nusra-Front nicht. Andere von Syrern getragene Islamisten-Gruppen dagegen haben sich zu Verhandlungen bereit erklärt; Saudi-Arabien und die Türkei machten Druck.

Der Amerikaner John Kerry und der Russe Sergej Lawrow haben aller Differenzen unbenommen einen Friedensprozess angeschoben. Die bewaffnete Opposition wurde in eine gemeinsame Delegation gezwungen und damit eine Forderung Moskaus erfüllt. Russland und das Assad-Regime hatten darauf gesetzt, einige der Islamisten-Gruppen militärisch zu erledigen, mit wenig Erfolg. Jetzt will man sie schnell noch zu Terroristen deklarieren.

Sie sind keine appetitlichen Partner, da hat Moskau recht, ideologisch nicht, noch scheren sie sich groß um Menschen- oder Völkerrecht. Wäre das allein der Maßstab, hätte sich das Regime als Gesprächspartner allerdings längst unmöglich gemacht. Es pocht auf seine Legitimität und bombt zugleich das eigene Volk in Grund und Boden. Die Islamisten kontrollieren Zehntausende Kämpfer; sie auszuschließen, würde ein Scheitern jeder Waffenruhe vorwegnehmen. Militärisch zu gewinnen aber ist der Krieg nicht. Das dürfte inzwischen auch in Moskau klar geworden sein.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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