Syrien:Tote bei Angriff auf IS-Gefängnis

Lesezeit: 2 min

Dutzende Häftlinge sind bei einem Luftschlag der US-geführten Militärkoalition in der ostsyrischen Stadt Mayadin umgekommen.

Von Moritz Baumstieger, München

Ein Luftschlag der internationalen Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat in Ostsyrien nach Berichten von Aktivisten mindestens 57 Menschen getötet. Bereits am Montagmorgen bombardierte die von den USA geführte Militärkoalition ein Ziel nahe der Stadt Mayadin. Der lokalen Nachrichtenseite Deir Ezzor 24 zufolge soll es sich um ein Privathaus gehandelt haben, das von den Dschihadisten als Gefängnis genutzt wurde. Neben 15 Kämpfern und Wächtern des IS starben bei dem Angriff auch mindestens 42 Gefängnisinsassen. Einige von ihnen sollen Zivilisten gewesen sein, darüber hinaus hielten die Islamisten in dem Haus vor allem Kämpfer syrischer Rebellengruppen wie der Freien Syrischen Armee fest.

Die Gegend um die Stadt Mayadin wurde in den vergangenen Wochen häufig Ziel von Bombenangriffen und Kommandoaktionen der Anti-IS-Koalition. So gelang es Ende Mai der Militärkoalition, durch einen Luftschlag den Bahrainer Turki al-Binali zu töten, der als Chefkleriker der Terroristen galt und eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung ausländischer Kämpfer spielte. Nach Mayadin und in andere Städte entlang des Euphrat haben sich viele hohe IS-Funktionäre geflüchtet, die das von der Terrormiliz kontrollierte Territorium zuvor aus Mossul im Irak und Raqqa in Nordsyrien verwalteten.

In den einstigen Hochburgen Mossul und Raqqa steht der IS vor der endgültigen Niederlage

In seinen einstigen Hochburgen steht der IS kurz vor der endgültigen Niederlage. In Mossul halten die Kämpfer des Kalifats nur noch Teile der Altstadt, und auch die Offensive auf Raqqa schreitet voran: In der Nacht zum Dienstag gelang es den kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF), die Stadt vollständig einzukesseln. Die von den USA ausgerüstete Miliz ist zudem bis an die östlichen Mauern der Altstadt vorgerückt, sie wird von der internationalen Militärkoalition durch Luftschläge unterstützt. Weil bei diesen Bombardements und bei denen im Irak die Zahl der zivilen Opfer zuletzt deutlich anstieg, geriet die Anti-IS-Koalition in den vergangenen Monaten wiederholt in die Kritik. Die Militärkoalition bestätigte, am Sonntag und Montag Luftangriffe auf IS-Ziele in Mayadin geflogen zu haben, bei der Planung sei jedoch darauf geachtet worden, die Zahl der zivilen Opfer möglichst gering zu halten.

Die USA drohen unterdessen, nicht nur gegen den IS mit Luftangriffen vorzugehen, sondern auch gegen die Armee des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Der Sprecher von US-Präsident Donald Trump sagte am Montagabend, Geheimdienst-Erkenntnisse würden darauf hinweisen, dass Syrien einen weiteren Chemiewaffeneinsatz plane. Die Vorbereitungen seien bereits im Gange, sollte es dazu kommen, werde Assad "einen hohen Preis zahlen". Im April hatte Trump als Vergeltung für einen Chemiewaffen-Angriff ein Flugfeld der syrischen Luftwaffe mit Marschflugkörpern beschießen lassen. Das Regime bestritt damals den Einsatz von chemischen Kampfstoffen, sein Verbündeter Russland bezeichnete nun die aktuelle Drohung aus den USA als "inakzeptabel".

© SZ vom 28.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: