Syrien:Schläge in den Sand

Frankreich will IS-Stellungen in Syrien bombardieren. Besser wäre es, das Assad-Regime zu bekämpfen.

Von Hubert Wetzel

In Europa gibt es eine Art von Alibi- Außenpolitik, die so funktioniert: Immer wenn der Horror, der in Syrien tobt, zu grässlich wird und rasches Handeln verlangt, tritt man jener diffusen Koalition bei, die Luftangriffe gegen den "Islamischen Staat" (IS) fliegt. Das sieht dann entschlossen und martialisch aus, und man kann so tun, als täte man etwas.

Jüngstes Mitglied der Koalition gegen den IS in Syrien will nun also Frankreich werden. Präsident François Hollande begründet das damit, dass der IS von Syrien aus Anschläge in Frankreich plane. Und natürlich auch damit, dass der Terror des IS Zehntausende Menschen zur Flucht nach Europa treibe. Zwei große politische Probleme mithin, die Frankreich nun wegbomben werde.

Aber das wird nicht funktionieren. Viele Syrer fliehen vor dem IS, doch noch viel mehr fliehen vor den Fass- und Chlorgasbomben, die ihre eigene Armee auf sie wirft. Solange die Welt zusieht, wie der syrische Diktator Baschar al-Assad sein Volk malträtiert, werden die Flüchtlingsströme nicht abreißen. Und so lange wird auch der Islamische Staat in Syrien, der von der Grausamkeit des Assad-Regimes lebt, immer neue Rekruten finden. Syriens Bevölkerung lässt sich nur schützen und von der Flucht abhalten, wenn man Assads Kampfjets, Hubschrauber und Panzer zerstört oder zumindest Schutzzonen für Zivilisten einrichtet. Alles andere sind nur Schläge in den Sand.

© SZ vom 08.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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