Syrien:Gefangen zwischen den Fronten

Tausende sind im Flüchtlingslager Jarmuk von Hilfe abgeschnitten.

Die Vereinten Nationen haben vor dem "Abschlachten Unschuldiger" im palästinensischen Flüchtlingslager Jarmuk gewarnt, falls nicht umgehend ein Zugang für Hilfe möglich gemacht werde. Die Terrormiliz Islamischer Staat war am 1. April in die Siedlung am südlichen Stadtrand der syrischen Hauptstadt Damaskus einmarschiert und liefert sich dort Kämpfe mit gemäßigten Rebellen der Freien Syrischen Armee und palästinensischen Organisationen, die sich gegen das Regime von Baschar al-Assad gewendet haben. Einst kontrollierten diese Gruppen 80 Prozent des zwei Quadratkilometer großen Viertels; inzwischen soll der IS sie weitgehend verdrängt haben. Das syrische Regime hat das Viertel seit Ende 2012 belagert und Hilfsgüter nur sporadisch durchgelassen. Es bombardierte zuletzt vor allem Gebiete, die von den gemäßigten Gruppen gehalten wurden. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) schätzt, dass in Jarmuk etwa 18 000 Menschen eingeschlossen sind, Syrer wie Palästinenser, unter ihnen 3500 Kinder. Sie sind akut vom Verhungern und Verdursten bedroht, wenn ihnen nicht bald Hilfe zuteil wird. Das IKRK fordert zudem, es müsse Zivilisten ermöglicht werden, das Lager zu verlassen. Das syrische Regime bereitet sich offenbar auf einen Militäreinsatz in Jarmuk vor. Das Ziel sei, Bewaffnete und "Terroristen" zu vertreiben, sagte der Minister für nationale Versöhnung, Ali Haidar, am Mittwoch nach einem Treffen mit einem Vertreter der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO).

Ein Kämpfer hält in den Trümmern des palästinensischen Flüchtlingslagers Jarmuk Ausschau. (Foto: AFP)
© SZ vom 10.04.2015 / Paul-Anton Krüger - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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