Syrien:Bomben auf Kliniken und Schulen

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Fast 50 Menschen sterben bei Angriffen auf syrisches Rebellengebiet. Assad schließt baldige Waffenruhe für sein Land aus.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

In Syrien sind mindestens fünf Krankenhäuser sowie zwei Schulen von Bomben oder Raketen getroffen worden - Angriffe, die es zunehmend unwahrscheinlich erscheinen lassen, dass die am Wochenende vereinbarte Waffenruhe umgesetzt wird. Sie soll an diesem Freitag in Kraft treten. Machthaber Baschar al-Assad machte am Montag klar, dass ein Waffenstillstand binnen einer Woche nicht möglich sei. "Ein Waffenstillstand impliziert vor allem, dass die Terroristen von der Stärkung ihrer Positionen abgehalten werden", sagte Assad im syrischen Fernsehen. Niemand sei in der Lage, innerhalb einer Woche alle Bedingungen und Erfordernisse für einen Waffenstillstand zu klären.

Im Gouvernement Idlib wurde ein von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) unterstütztes Krankenhaus bei einer Attacke am Montagmorgen völlig zerstört, wie MSF mitteilte. Eine Rebellenallianz hatte die Provinz im vergangenen Frühjahr von den Regierungstruppen erobert. Nun versuchen Kräfte des Regimes von Assad, sie mit Unterstützung durch die russische Luftwaffe zurückzudrängen. Insgesamt wurden bei den Angriffen auf Kliniken und Schulen nach Angaben der Vereinten Nationen fast 50 Zivilisten getötet.

Das Krankenhaus in Maarat al-Numan im Norden der Provinz Idlib sei binnen Minuten von vier Raketen in mindestens zwei Angriffswellen getroffen worden, so MSF. Das macht einen irrtümlichen Beschuss unwahrscheinlich. "Dies ist offenbar eine absichtliche Attacke auf die Gesundheitsversorgung", sagte Massimiliano Rebaudengo, Missionschef von MSF für Syrien. Die Hilfsorganisation beschuldigte "regimetreue" Kräfte, für die Attacke verantwortlich zu sein. Durch den Angriff seien 40 000 Menschen ohne Gesundheitsversorgung, sagte der Missionschef.

Binnen Minuten schlagen mehrere Bomben in Maaret al-Numan ein, sie zerstören das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Krankenhaus völlig. (Foto: Ghaith Omran/AFP)

Rami Abdurrahman, Leiter der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, sagte, es habe sich um einen russischen Luftangriff gehandelt. Auch das Regime verfügt über Kampfjets russischer Bauart, die Rebellen dagegen haben keine Luftwaffe. Der zweite Angriff traf eine Kinderklinik in Azaz, einem Ort nördlich von Aleppo und nahe der Grenze zur Türkei. Zehntausende Zivilisten hatten in den vergangenen Tagen in der von Regierungsgegnern kontrollierten Stadt Zuflucht vor den massiven russischen Luftangriffen und vorrückenden regierungstreuen Truppen und Milizen gesucht. Azaz ist von strategischer Bedeutung in der Schlacht um Aleppo. Das Regime versucht die Stadt einzukesseln. Rebellen kontrollieren in dem früheren Zentrum der syrischen Wirtschaft Viertel mit etwa 300 000 Einwohnern, den Rest der geteilten Stadt hält das Regime.

Der türkische Premier Ahmet Davutoğlu beschuldigte Russland, mit einer ballistischen Rakete eine als Flüchtlingsunterkunft genutzte Schule im Stadtzentrum und das Krankenhaus getroffen zu haben. Zugleich warnte Davutoğlu, die Türkei werde nicht zulassen, dass die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) Azaz einnehmen. Sie müssten sich zudem von einem Luftwaffenstützpunkt in der Nähe der Stadt zurückziehen, sonst "wird dieser Flughafen zerstört", so Davutoğlu. Er warnte die YPG - in den Augen der Türkei ein Ableger der verbotenen PKK - in Nordsyrien weiter vorzurücken und den Euphrat nach Westen zu überschreiten. Dort agiere die moderate Opposition.

Die Türkei wirft den YPG vor, zusammen mit dem Regime die Versorgung für die Rebellen abzuschneiden. Sie hat die Kurdenmiliz am Wochenende mit Artillerie und Luftangriffen attackiert und setzte die Angriffe auch am Montag fort. Die YPG haben mit US-Unterstützung in Syrien gegen die Terrormiliz Islamischer Staat gekämpft.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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