Südafrika:Zweiter Befreiungskampf

Unter Präsident Zuma steckt das Land in Korruption und Herrscherkult.

Kommentar von Tobias Zick

Man hat in den vergangenen Monaten den Eindruck gewinnen können, dass Südafrika sich in Richtung Abgrund bewegt. Zwei Jahrzehnte nach dem friedlichen Übergang vom Apartheidstaat hin zu einer modernen Demokratie hat eine korrupte Clique unter Präsident Jacob Zuma die Regierungspartei, den altehrwürdigen African National Congress (ANC), zu einem Selbstbereicherungsapparat umfunktioniert.

Staats- und Parteichef Zuma schreckt nicht davor zurück, staatliche Institutionen, einschließlich der Justiz, für den eigenen Machterhalt zu instrumentalisieren. Das Erbe des Landesvaters Nelson Mandela: verraten, verfressen. Nun aber regt sich in der Partei Widerstand gegen den korrupten Chef, und im Volk wächst der Zorn auf Korruption, Herrscherkult, Tribalismus - auf Zustände also, wie man sie aus Südafrika in dieser Form bisher nicht kannte. Bei der Kommunalwahl im August haben auch viele schwarze Wähler dem ANC einen Denkzettel verpasst. An den Universitäten protestieren Studenten seit Wochen nicht nur gegen Gebührenerhöhungen, sondern auch gegen den Verrat an Mandelas Werten.

Manche Beobachter reden bereits von einem "zweiten Befreiungskampf", den das Land jetzt durchmache - mit ungewissem Ausgang. Doch der breite Widerstand, der Jacob Zuma und seinen Getreuen entgegenschlägt, zeigt: Es besteht Hoffnung für Südafrikas junge Demokratie.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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