Studie:Wenn Mama den PC nicht mag

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Von der Haltung der Eltern hängt es ab, ob und wie Kinder vom Internet profitieren. Völlig unbekümmerte Erziehungsberechtigte machen es dabei offenbar genauso falsch wie strikte Gegner der neuen Technologien.

Von Constanze von Bullion, Berlin

Es geht längst nicht mehr ums Ob, sondern ums Wie, wenn Kinder im Internet unterwegs sind. Es gibt auch kaum eine Familie in Deutschland, in der Bildschirmzeiten nicht für Diskussionen sorgen. 1,2 Millionen Drei- bis Achtjährige sind regelmäßig online. Das ergab eine Studie, die Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag in Berlin vorgestellt hat. "Obwohl Kinder in der digitalisierten Welt aufwachsen und gut mit Medien ausgestattet sind, führt Digitalisierung nicht automatisch zu Chancengleichheit", sagte sie. Wie gut digitale Angebote genutzt würden, komme auf die Eltern an.

1832 Eltern von Kindern zwischen drei und acht Jahren sowie 1029 Sechs- bis Elfjährige hat das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVIS) interviewen lassen. Herausgekommen ist ein Bild digitaler Selbstverständlichkeit bei Kindern - bei hoher Unsicherheit der Eltern. Mehr als jeder zweite Achtjährige ist demnach regelmäßig online und jeder dritte Sechsjährige. Jeder zehnte Dreijährige kann selbständig eine Internetseite öffnen. "Die digitale Teilhabe ist jetzt schon eine Voraussetzung sozialer Teilhabe", sagte die stellvertretende DIVIS-Direktorin Joanna Schmölz. Viele Eltern aber bräuchten hier mehr Unterstützung.

69 Prozent der Erwachsenen finden, dass Computerspiele die Konzentration fördern können

Laut Studie finden 69 Prozent der Eltern, dass Computerspiele die Konzentration fördern können. Diese positive Einstellung wird jedoch vom Alltag konterkariert. 46 Prozent Eltern erleben wütende Kinder, wenn das Gerät abgeschaltet werden soll. 42 Prozent stellen fest, dass ihr Kind lieber allein am Schirm spielt als mit anderen Kindern. 18 Prozent der Eltern stellen kaum Surf-Regeln auf, es sind die "unbekümmerten Hedonisten". Neun Prozent "ordnungsfordernde Internetlaien" verstehen laut Studie wenig vom Netz und halten ihre Kinder davon fern. Ein Viertel der Eltern gilt als "digital souverän" und kann Kinder im Netz begleiten. Chancengleichheit, so Schwesig, hänge nicht vom neuesten Gerät ab, sondern von der Fähigkeit, werthaltige Angebote von anderen zu unterscheiden. "Es kommt auf einen gesunde Mix an." Wie der aussieht? Müssen Familien selbst herausfinden.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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